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Die Wiener Linien: ein extrem dankbares Thema. Unerschöpflich. Die gefährlichen Spalten zwischen U-Bahn-Türe und Bahnsteig etwa, die man ob der ständigen Erinnerung besonders gut ausblenden kann. Die ausgefeilten Tarn-Strategien der Schwarzkappler. Wie sie ihr Auftreten als militärischen Hinterhalt planen. Gelegentlich spürt man die Enttäuschung über die gezückte Karte. Die Niederflur-Straßenbahn, die nie kommt, wenn man mit dem Kinderwagen unterwegs ist. Oder die digitalen Intervallanzeigen, die eine eigene Vorstellung davon haben, wie lange eine Minute im Allgemeinen und im Speziellen so dauert.
Die Wiener Linien sind jedoch ein modernes Unternehmen und haben selbstverständlich eine Homepage. Dort kann man Jahreskarten bestellen und sich über Fahrpläne informieren. Eh logisch. Es gibt aber auch einen, was sonst: Fan-Shop. Und in den hat das Unternehmen seine ungebremste Fantasie ausgelagert. U-Bahn-Symbole als Schlüsselanhänger, Tassen, Miniatur-Straßenbahnen - so weit, so gut.
Man kümmert sich mit Puppen in der Uniform der Fahrerinnen gleich um den Nachwuchs von morgen. Wie zynisch das Netzplan-Labyrinthspiel gemeint ist, sei dahingestellt. Ein T-Shirt verspricht, "zielsicher oberhalb der Gürtellinie" unterwegs zu sein. Brandneu und am Puls der Jahreszeit die historische Tram als Christbaumschmuck. Besonders praktisch wie kreativ zugleich: ein Brillenputztuch etwa mit aufgedrucktem Netzplan. Zwei Fliegen mit einer Klappe.
Einen Online-Beschwerde-Briefkasten sucht man vergebens.
Der Fan genießt und schweigt.