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Werden die Reichen die Krise mitzahlen?

Von Monika Jonasch

Wirtschaft
Nach Schätzungen der UNO hat das Kapitalvermögen der reichsten Menschen der Welt in der Corona-Krise in Summe um fünf Billionen Dollar zugelegt.
© peterschreiber.media - stock.ado

Superreiche wollen Teile ihres Vermögens spenden oder freiwillig höhere Steuern zahlen. Über öffentlichkeitswirksame Philanthropie und Spendierfreudigkeit versus Reichensteuern.


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Ein Prozent der Österreicher besitzt etwa 40 Prozent des Vermögens im Land. Die weltweite Vermögensungleichheit ist noch deutlicher. Zwar ist dies kein neues Phänomen, es hat sich in den letzten Jahren jedoch verstärkt, und die Corona-Pandemie hat dies noch weiter verschärft.

Laut UNO wuchs das Kapitalvermögen der reichsten Menschen der Welt inmitten der Krise um geschätzte fünf Billionen Dollar. Das "Forbes"-Magazin schätzt, dass das Vermögen der Milliardäre 2020 um ein Fünftel zugelegt hat. Gleichzeitig kämpfen Menschen weltweit mit Jobverlust und Armut. Und Staaten nehmen immer mehr Schulden auf, um die Pandemiefolgen abzufedern.

Kaum eine Regierung wagt es jedoch, ihre besonders vermögenden Bürger zur Kasse zu bitten. Daher rief zuletzt gar UNO-Generalsekretär Antonio Guterres die Regierungen auf, "eine Solidaritäts- oder Vermögenssteuer für diejenigen in Betracht zu ziehen, die während der Pandemie Profit gemacht haben, um extreme Ungleichheiten zu reduzieren."

Steuern als Krisenbeitrag - freiwillig oder doch nicht

Während die meisten Regierungen die "Reichensteuern" derzeit nicht am Tapet haben, kündigte US-Präsident Joe Biden kürzlich fast eine Verdoppelung der Kapitalertragssteuer auf knapp 40 Prozent für die reichsten Bürger des Landes an. Bidens Plan dürfte ein Gesamtvolumen von einer Billion Dollar haben. - Acht bis neun (je nach Zählmethode) der zehn reichsten Personen weltweit sind übrigens US-Amerikaner.

Allerdings verzeichnen Vermögensberater von Superreichen seit vergangenem Jahr bereits Anzeichen von Steuerflucht bei ihren Klienten. Diese richten zunehmend Treuhandfonds für ihre Erben ein und suchen neue Wohnsitze in Ländern, wo sie weniger Steuern zahlen müssen. Insbesondere Superreiche aus Schwellenländern fürchten offenbar, die Pandemiefolgen in erheblichem Ausmaß mitbezahlen zu müssen.

Gleichzeitig scheint sich jedoch eine Wende abzuzeichnen. Aufrufe für mehr Beteiligung der Reichen an der weltweiten Krise kamen letztes Jahr sogar aus den Reihen der Vermögenden selbst. Die "Millionaires for Humanity", 83 Millionäre aus sieben Ländern, setzten sich im Juni 2020 in einem offenen Brief für höhere Steuern für Superreiche ein.

Die durch die Pandemie verursachten Probleme "lassen sich nicht durch Wohltätigkeit lösen, egal wie generös sie auch sein mag", so die Unterzeichner. Erforderlich zur Finanzierung des Wiederaufbaus seien "dauerhaft höherer Steuern für die reichsten Menschen auf diesem Planeten, für Menschen wie uns".

Eine von ihnen ist die österreichische Erbin Marlene Engelhorn. Sie kündigte im April 2021 unter landesweitem Aufsehen an, 90 Prozent ihres Erbes, offenbar ein zweistelliger Millionenbetrag, spenden zu wollen. Engelhorn erbt über ihre Großmutter einen Teil des milliardenschweren Familienvermögens aus dem Pharmaunternehmen Boehringer Mannheim (Roche).

Zum Spenden ruft auch eine extrem prominente Initiative auf: 2010 von Bill und Melinda Gates mit Warren Buffett gegründet, soll "The Giving Pledge" (auf Deutsch in etwa: Das Versprechen zu geben") Superreiche animieren, einen Großteil ihres Vermögens zu Lebzeiten oder per Testament für wohltätige Zwecke zu spenden. Mittlerweile sind laut Eigenangaben 220 Milliardäre Mitglieder des Superreichen-Spendenclubs. Für sie gibt es jedoch nicht nur Anerkennung. Denn eigentlich weiß niemand genau, wer wofür wieviel spendet. Manche Mitglieder spendeten bislang nichts, andere erhebliche Summen, ergaben Recherchen des US-Magazins "Newsweek". Genaue Zahlen sind allerdings kaum verfügbar, halten sich doch Superreiche gern bedeckt, auch beim Spenden.

Übrigens, in Österreich gibt es 155.000 Millionäre und 38 Milliardäre, so eine Studie der Arbeiterkammer (AK). Sie rechnete vor, dass bei einem Freibetrag von einer Million Euro schon eine Besteuerung mit einem Prozent Steuersatz einen Ertrag von rund fünf Milliarden Euro ergäbe. Auch bei einer angenommenen Steuerflucht blieben noch 3,8 Milliarden Euro übrig, rund ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Bei einer progressiven Besteuerung mit Steuersätzen bis zu 10 Prozent ab einer Milliarde Euro Vermögen könnten je nach Modell zwischen elf und 19 Milliarden Euro aus einer Vermögenssteuer kommen. Eine solche Steuer könnte die Corona-Folgen also gut abfedern.