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Werden Impfmüde munter?

Von Thomas Seifert

Leitartikel

Ein rasches Ende der Pandemie ist nur durch eine Impfung in Sicht.


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Drei Impfstoffe gegen Covid-19 stehen vor der Zulassung: Die mRNA-Impfstoffe von Biontech/
Pfizer und Moderna sowie der Adenovirus-Vektor-Impfstoff von AstraZeneca, der auf ein gentechnisch veränderten Adenovirus (Erkältungsvirus) aufbaut. Biontech/Pfizer und Moderna setzen auf einen ganz neuen Impfstoff auf mRNA-Basis. Vereinfacht gesagt, wird bei einer mRNA-Impfung nur der Bauplan für das Spike-Protein geimpft (die Boten-RNA), die Zelle stellt dann das Spike-Protein selbst her - ganz so, als wäre die Zelle mit dem Sars-CoV2-Virus infiziert. Das Immunsystem erklärt dieses Spike-Protein, sobald es die Zelle wieder verlassen hat, zum Feind und mobilisiert dagegen. Damit hat man die erwünschte Immunantwort.

Der Vorteil: Impfstoffe auf mRNA-Basis können - im Gegensatz zu Vektor-Impfstoffen - sehr schnell in großen Mengen hergestellt werden. Da diese Impfstoff-Technologie aber ganz neu ist, muss sie besonders gründlich getestet werden. Aus demselben Grund ist es vernünftig, wenn beim Impfen unterschiedliche Ansätze zum Einsatz kommen. Professionalität und höchste Transparenz seitens der Hersteller sind gefragt: Der Pfusch von AstraZeneca bei der klinischen Impfstudie - samt Kommunikationsfehler - genügt diesen Ansprüchen jedenfalls nicht.

In Österreich ist die Impfbereitschaft - glaubt man den Umfragen - sehr niedrig: Laut einer GfK-Umfrage für die Wiener Städtische Versicherung würden sich nur etwas mehr als die Hälfte (54 Prozent) gegen Covid-19 impfen lassen, laut einer jüngsten Gallup-Umfrage sogar nur 46 Prozent der Befragten - auch, wenn der Impfstoff sicher und wirksam ist. Zum Vergleich: In Deutschland würden sich 71 Prozent der Befragten (Infratest/imap) impfen lassen.

Es braucht in der Öffentlichkeit daher niveauvolle Debatten über die Impfstoff-Technologien, die zur Anwendung kommen sollen. Wissenschafter und Wissenschaftsjournalisten müssen die Fakten so präsentieren, dass auch Bürgerinnen und Bürger, die nicht in den Fächern Virologie und Immunologie dissertiert haben, verstehen, worum es geht.

Letztlich muss allen klar sein: Ein rasches Ende der Pandemie ist nur durch eine wirkungsvolle Impfung in Sicht.

Und ja: Es wird ziemlich sicher Beschränkungen für jene geben, die sich nicht impfen lassen - ähnlich, wie das heute beim Gelbfieber bereits der Fall ist. In viele Länder darf man schon seit langem ohne entsprechenden Stempel im Impfpass nicht einreisen - gut möglich, dass das in Zukunft für Covid-19 ebenfalls gilt.

Eine Impfpflicht ist aber in Österreich ausgeschlossen. Nur durch Überzeugungsarbeit werden impfmüde munter.