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Wert von Mitarbeitern für das Unternehmen

Von Rainald Edel

Wirtschaft

Nicht nur die | klassischen Vermögenswerte zählen. | Bewertungsmodelle fehlen noch. | Wien. Ist das Personal wirklich nur eine reine Ausgabe, wie es sich zumindest in den Betriebsbilanzen niederschlägt? Oder kann es nicht gerade zur Bildung des Unternehmenswertes herangezogen werden? Dieser Frage widmete sich eine Podiumsdiskussion des Instituts für humanökologische Unternehmensführung IGB am Montagabend.


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"Börsennotierung und Personalzahl stehen in keinem Widerspruch zueinander. Schlussendlich muss ja jemand die Werte erst erzeugen", betonte Klaus Niedl, Vorstandsmitglied von Sky Europe. Statt wie bisher die Köpfe der Belegschaft zu zählen, sollte man aus seiner Sicht einen sogenannten "Brain count" einführen und die Qualifizierung der Mitarbeiter messen. Wichtig für die Bewertung sei dabei auch, wie sich der einzelne Arbeitnehmer ins Unternehmen einbringt und seine Leistungen umsetzt, so Niedl.

Kapital Weiterbildung

Damit die Potenziale tatsächlich ausgeschöpft werden, müssten Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit sich die Mitarbeiter im Unternehmen auch richtig entfalten können.

"Weiterbildung ist Kapital pur", meinte Renate Czeskleba vom Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB).

Auch Gesundheit am Arbeitsplatz steigert den Wert einer Belegschaft. "Es ist eine Win-Win Situation. Wenn man Spaß an der Arbeit hat, profitiert das Unternehmen", sagte Czeskleba.

Da es bis jetzt keine klar definierten Parameter für den Faktor Arbeitsvermögen gibt, ist die Einbeziehung der gesamten Mitarbeiterleistung in die Unternehmensbewertung schwierig. Einen möglichen Ansatz, dieses Potenzial zu berechnen, stellte IGB am Montag selbst vor: Mit dem vom Institut entwickelten Human Work Index lassen sich Aussagen zur Stabilität der Belegschaft, Produktivität der Mitarbeiter verglichen mit deren persönlicher Bestleistung sowie Unternehmenswert und Nachhaltigkeit der Wertschöpfung treffen.

Langsames Umdenken

Rudolf Karazman, Leiter der Forschung und Entwicklung bei IBG, plädierte für ein Umdenken in der Sichtweise von Unternehmenskennzahlen. "Statt nur die Ausgaben für die Belegschaft im Auge zu haben, sollte mehr Personal auch als mehr Produktivität ver standen werden", betonte Karazman.

Die zunehmende Bedeutung einer Bewertung des Personals schilderte Niedl am Beispiel der Expansionspolitik von Sky Europe. "Wenn wir ein für uns interessantes Unternehmen taxieren, schauen wir uns neben Bilanz und Risikobewertung auch an, ob der Übernahmekandidat auch über entsprechend motiviertes Personal verfügt."

Eine Umstellung der Wirtschaftsberechnungen von Unternehmen erwarten die Experten allerdings erst in drei bis fünf Jahren. Ein solcher Schritt sollte international und mit vergleichbaren Kennzahlen erfolgen.