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Wesley Clark als Nummer 11 im demokratischen Vorwahlkampf

Von Rainer Mayerhofer

Politik

Der frühere NATO-Oberbefehlshaber Wesley Clark bewirbt sich um die demokratische Präsidentschaftskandidatur. Das bestätigte der 58-Jährige am Mittwoch im US-Nachrichtensender CNN. Er wolle mit seiner Vision helfen, das Land auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts vorzubereiten und zu verändern, sagte Clark, der zu den schärfsten Kritikern der Irak-Politik von Präsident George W. Bush gehört.


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In einer Pressekonferenz in seiner Heimatstadt Little Rock gab Clark seine Kandidatur um 19 Uhr MESZ offiziell bekannt.

Über einen Einstieg des Generals in das Rennen war in den USA bereits seit Monaten heftig spekuliert worden. Clark ist ein scharfer Kritiker Bushs in der Außen- und Sicherheitspolitik und steht dem früheren Präsidenten Bill Clinton, der ebenfalls aus Little Rock in Arkansas stammt, nahe.

Der pensionierte Vier-Sterne-General hat die renommierte Militärakademie in West Point absolviert, studierte danach in Oxford und war im Vietnamkrieg im Einsatz, wo er mehrfach verwundet und für seine Tapferkeit mit den Orden Purple Heart und Silver Star ausgezeichnet wurde. Danach arbeitete er sich in der Militärhierarchie nach oben und war Oberbefehlshaber des Südkommandos der US-Streitkräfte in Panama, bevor er 1997 zum obersten Kommandeur der NATO berufen wurde. Auf diesem Posten hatte er zwei Jahre später im Kosovokrieg wesentlichen Anteil am raschen Sieg über die Truppen des jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic.

Clark, der als hervorragender Stratege gilt, hat sich im Laufe seiner rasanten Karriere aber nicht nur Freunde gemacht. Vor allem seine aggressive - manche sagen verletzende - Art, Kommandos zu geben - so die "Washington Post" am Mittwoch -, haben ihm nicht nur Freunde gemacht. Während des Kosovo-Krieges stand er im Dauer-Clinch mit Verteidigungsminister William S. Cohen, der von Clarks Forderung nach Einsatz von Bodentruppen nichts wissen wollte. Als Clark nach der Besetzung des Flughafens von Pristina durch russische Truppen dem britischen General Michael Jackson aufforderte, die Landebahn zu besetzen, um weitere russische Verstärkungen zu verhindern, von denen Clark eine Gefährdung des alliierten Friedenseinsatzes befürchtete, verweigerte ihm das Jackson mit den Worten: "Sir, ihretwegen beginne ich nicht den dritten Weltkrieg".

Verteidigungsminister Cohen löste Clark wegen Meinungsverschiedenheiten drei Monate vor Auslaufen seines Mandats als NATO-Oberbefehlshabender ab. Clark, der von Cohens Beschluss in London während eines Abendessens mit dem litauischen Präsidenten verständigt wurde, sagte später, er habe in 38 Jahren Militärdienst nur zwei schlechte Tage gehabt, als er auf einer Patrouille nördlich Saigons durch Schüsse verletzt wurde und als er durch Stabschef Henry H. Shelton von Cohens Absicht erfahren habe, ihn vorzeitig abzulösen.

Während des Irak-Krieges gab Clark fast jeden Tag in CNN militärische Analysen ab und warf Präsident Bush vor, in einen Krieg geeilt zu sein, obwohl es keine unmittelbare irakische Bedrohung gegeben habe. Der republikanische Mehrheitsführer im Abgeordnetenhaus, Tom DeLay, bezeichnete Clark daraufhin als "geföhnten Napoleon".

Noch in der Vorwoche hatte es Spekulationen gegeben, Clark könne als Vizepräsidentschaftskandidat des im demokratischen Feld bisher führenden Bewerbers Howard Dean, des früheren Gouverneurs von Vermont, antreten.

Einen Tag vor Clark hatte Dienstag der demokratische Senator von Nord Carolina, John Edwards, als zehnter Bewerber seine Präsidentschaftskandidatur für die Demokraten angekündigt. Edwards, der als Strafverteidiger reich geworden war und seit fünf Jahren Politiker ist, gab seine Kandidatur in einer Textilfabrik in der Stadt Robbins bekannt, in der sein Vater 36 Jahre lang gearbeitet hatte. Er wollte damit auf seine Herkunft aus Arbeiterkreisen hinweisen.