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Westen: "Letzte Chance Teherans"

Von WZ-Korrespondent Arian Faal

Politik

+++ Sondersitzung der IAEO in Wien. | Verhärtete | Positionen | im Atomkonflikt.


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Buschehr/London/Wien. Das Bild war an Symbolik kaum zu überbieten. Wenige Stunden nach der Rede von US-Präsident George W. Bush zur Lage der Nation, meldete sich auch der iranische Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad am Mittwoch zu Wort. Aber nicht etwa aus Teheran, sondern auf dem Gelände des mit russischer Hilfe nahezu fertig gestellten Atomkraftwerks Buschehr. In seiner im TV übertragenen Ansprache wies er darauf hin, dass der Iran ungeachtet des wachsenden internationalen Drucks an seinem Atomprogramm festhalten werde.

Ahmadi-Nejad: "Bush soll vor Völkergericht"

"Ich sage den so genannten Supermächten, dass die iranische Nation vor 27 Jahren unabhängig wurde und selbst entscheidet", erklärte Ahmadi-Nejad vor mehreren tausend Zuhörern. "Diejenigen, die ganze Vorräte an Atomwaffen besitzen, rotten sich zusammen, treffen Entscheidungen und glauben, dass das iranische Volk sich ihren Entscheidungen unterwerfen wird" sagte Ahmadi-Nejad, der den US-Präsidenten "so Gott will in naher Zukunft" vor einem Völkergericht sehen will.

Heute, Donnerstag, will der Gouverneursrat der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) in Wien entscheiden, ob das iranische Atomprogramm vor den UNO-Sicherheitsrat gebracht wird. Zuvor hatte US-Außenministerin Condoleezza Rice die Führung in Teheran nochmals zu einem Richtungswechsel aufgerufen, um den Gang vor den UNO-Sicherheitsrat zu vermeiden.

Auch aus Großbritannien, das in den letzten Tagen "Drehscheibe des Atomstreits" war, kamen Appelle von Außenminister Straw an seinen iranischen Amtskollegen Manouchehr Mottaki: "Die gemeinsame Haltung der internationalen Gemeinschaft ist nicht als Drohung zu verstehen, ... sondern als letzte Gelegenheit, den Iran wieder auf Kurs zu bringen."

Dazu erklärte das iranische Außenministerium am Mittwoch nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur IRNA, der Weg für Verhandlungen sei weiter offen, um einen vernünftigen Ausgleich zu erreichen und Vertrauen zu schaffen. Sollte der UN-Sicherheitsrat eingeschaltet werden, würde man "die Zusammenarbeit mit der IAEO am Samstag, den 4. Februar, aber endgültig aufkündigen", sagte Mottaki am Rande der Geberkonferenz für Afghanistan in London.

IAEO: Vorbereitungen zu Anreicherung

Der Iran hat unterdessen offensichtlich mit den Vorbereitungen zur Anreicherung von spaltbarem Uran begonnen. Das geht aus einem am Dienstag bekannt gewordenen vertraulichen Bericht der IAEO an die 35 Mitglieder des Gouverneursrates hervor.