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Wettbewerb am Brief-Markt hält sich in Grenzen

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft

Derzeit haben neben der Post vier weitere Anbieter eine Konzession.


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Wien. Mehr als drei Jahre nach der vollständigen Liberalisierung des Post-Marktes hält sich die Konkurrenz für den ehemaligen Monopolisten, die teilstaatliche Österreichische Post AG, noch in Grenzen. Laut RTR (Rundfunk & Telekom Regulierungs-GmbH) haben neben der Post derzeit noch weitere vier Anbieter eine aufrechte Konzession "für die gewerbsmäßige Beförderung von Briefsendungen für Dritte bis zu einem Gewicht von 50 Gramm". Es sind dies die Firmen RS Zustellservice des Vorarlberger Unternehmers Rudolf Sommer, die Post-Tochter Feibra, die Medienvertrieb OÖ GmbH in Linz und Klaus Hammer Botendienste mit Sitz in Gramatneusiedl. Die Hurtigflink GmbH aus Graz hat ihre Konzession mittlerweile wieder zurückgelegt.

Während etwa Feibra rund 30 Bezirke in ganz Österreich zu ihrem Versorgungsgebiet zählt, konzentriert sich Rudolf Sommer seit eh und je auf die fünf Vorarlberger Gemeinden Hohenems, Götzis, Mäder, Koblach und Altach. "Das Geschäft läuft gut", sagt der Unternehmer. Sommer, dessen Unternehmen seit 2004 im Bereich Post-Logistik tätig ist, war im Jahr 2011 der erste private Anbieter, der die Brief-Lizenz erhalten hat. An Expansion denkt Sommer nicht. Seine Kunden sind fast ausschließlich Unternehmen, bei denen er zwar nicht mit im Vergleich zur Post günstigeren Tarifen punktet, sondern mit Qualität und Flexibilität, wie er betont: "Ich führe keinen Preiskampf."

Der "Gegner" wäre ohnehin zu mächtig: Die Post stellte im Vorjahr 5,7 Milliarden Sendungen an Österreichs Haushalte und Unternehmen zu, davon waren 2 Milliarden adressierte Sendungen. Sommer kommt auf knapp eine Million Briefe.

Die Post, an die der Staat noch 52,85 Prozent hält, hat im abgelaufenen Geschäftsjahr gut verdient, weshalb sie 128 Millionen Euro an Dividende ausschütten kann. Rund 67 Millionen davon gehen an den Finanzminister. Die Mitarbeiter bekommen einen Sonderbonus von 811 Euro pro Person, die Vergütungen für das Management stiegen von 6,6 auf 7,1 Millionen Euro.

"Die Österreichische Post ist ein kerngesundes Unternehmen mit kaum Fremdkapital", betonte Post-Generaldirektor Georg Pölzl bei der Bilanzpressekonferenz und verwies auf die Eigenkapitalquote von 43 Prozent. Den anhaltenden Rückgang des Briefgeschäftes aufgrund der Konkurrenz durch E-Mails habe die Post kompensieren können. Am Heimatmarkt Österreich kam der Post das Wahljahr 2013 inklusive Nationalratswahl zugute.

Post-Chef Pölzl: "Wir experimentieren weiter"

Die Post setzt nach wie vor einen Schwerpunkt auf Selbstbedienung. So soll es Ende des Jahres österreichweit bereits 100 Abholstationen geben, bei denen rund um die Uhr Pakete und Briefe abgeholt werden können. 40 sind es bisher. Die Anzahl der Empfangsboxen, die die Hinterlegung von Sendungen direkt am Wohnort ermöglichen, soll heuer von derzeit 5000 auf 10.000 steigen. Im Durchschnitt teilen sich 20 Haushalte eine Box. Auf lange Sicht will die Post 200.000 bis 300.000 Haushalte mit den Kästen beglücken. Doch damit nicht genug: "Wir experimentieren weiter", so Georg Pölzl. Ihm schweben reine Selbstbedienungsfilialen vor, die sich etwa für kleine Gemeinden, aber auch in Ballungsräumen, anbieten würden. Partner werden gesucht.