Durch den Klimawandel wird das Wetter extremer. Die Infrastruktur vom Bahnnetz bis zur Stromversorgung steht vor Herausforderungen.
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Die Hitze brachte Großbritannien zum Stillstand. Als vergangene Woche erstmals in der britischen Geschichte über 40 Grad gemessen wurden, ächzte die Infrastruktur unter den Temperaturrekorden. Züge wurden gestrichen, um Verformungen der Gleise vorzubeugen, die Fahrbahn einer Autobahn nahe Cambridge brach auf und wegen hitzebedingter Schäden an einer Piste des Flughafens Luton verschob sich für einige Briten der Urlaubsbeginn.
Der Klimawandel treibt auch in Österreich die Temperaturen nach oben, dazu kommen lange Phasen der Trockenheit und heftigere Unwetter. Wie ein Rundruf der "Wiener Zeitung" ergibt, ist die Infrastruktur hierzulande aber deutlich besser für Wetterextreme aufgestellt.
Damit keine Fahrbahnschäden an Österreichs Autobahnen entstehen, werden zwischen den Betonfeldern Querfugen angeordnet, sodass sich der aufgeheizte Beton ausdehnen kann, erklärt die Asfinag. Bei länger andauernden Hitzeperioden über 30 Grad können die Betonfelder dennoch aneinanderreiben, was zu Aufstauchungen in der Fahrbahn führen kann. Häufig kommt das nicht vor: Die Asfinag spricht von einer einstelligen Anzahl solcher Ereignisse pro Jahr. In der Regel werden die Schäden über Nacht ausgebessert, sodass es zu keinen größeren Verkehrsbehinderungen kommt.
Bei Asphaltfahrbahnen entstehen die hitzebedingten Schäden hingegen längerfristig: Der Asphalt wird weicher und dadurch anfälliger für Verformungen oder Spurrinnen. Um dem vorzubeugen, verwendet die Asfinag härtere Bindemittel für ihren Asphalt. In den Sommermonaten werden die Straßenbeläge regelmäßig auf Schäden überprüft, ebenso die Gerinne neben der Fahrbahn, um bei Starkregen Überflutungen der Autobahn zu verhindern. Gegen Murenabgänge werden Autobahnen wiederum durch Schutzbauten wie Hangstabilisierungen geschützt.
Flughafen Wien gut auf Wetterextreme vorbereitet
Am Flughafen Wien rechnet man mit keinen größeren Schwierigkeiten durch heftigere Wetterereignisse. Der Zustand der Abflug- und Landepisten wird mehrmals täglich überprüft, bei außergewöhnlichen Wetterereignissen wie Hitze, Unwetter oder starkem Wind gibt es zusätzliche Kontrollen. So können kleinere Schäden schnell behoben werden, was jedoch, wie der Flughafen betont, äußerst selten notwendig sei. Die gesamte Infrastruktur des Flughafens sei äußerst resilient gegen Wetterereignisse.
Auch wer in Österreich klimafreundlich mit dem Zug unterwegs ist, muss bei hohen Temperaturen mit keinen gröberen Problemen im Bahnverkehr rechnen. Zwar könne man nie ausschließen, dass es hitzebedingt etwa zu Störungen bei Weichen kommt, doch grundsätzlich sei das Bahnnetz auch bei hohen Temperaturen verlässlich einsatzbereit, heißt es von der ÖBB. Anders als im milden britischen Klima sind die Schienen in Österreich ohnehin einer großen Temperaturbandbreite von -25 bis 55 Grad ausgesetzt, schließlich kann das Metall deutlich heißer werden als die Umgebungstemperatur. Das führt zu einer hohen Belastung der Materialien, die laufend überprüft und weiterentwickelt werden, um für Wetterextreme bestmöglich gerüstet zu sein.
Zu schaffen machen der Bahn wiederum Unwetter, Blitzeinschläge können zu Störungen am Streckennetz führen. Auch hier versucht man durch den Einsatz widerstandsfähiger Materialien, gegenzusteuern. Außerdem verfügen die ÖBB über einen internen Wetterwarndienst, um sich rechtzeitig auch auf Ereignisse wie Unwetter, Schnee oder Lawinengefahr einstellen können.
Schwankungen bei Wasserkraftwerken
Damit die Züge überhaupt verkehren können, sind sie auf Strom angewiesen. In Österreich wird dieser laut einem Bericht des Klimaschutzministeriums aus dem Vorjahr zwischen 55 und 67 Prozent aus Wasserkraft gewonnen. Aufgrund der Trockenheit und der damit geringen Wasserführung in Österreichs Flüssen sei die Stromerzeugung in den Laufkraftwerken momentan unterdurchschnittlich, heißt es vom Verbund, liege aber innerhalb der langjährigen Schwankungsbreite. Dass die erzeugte Strommenge mit dem Wetter schwankt, gehöre bei Wasserkraftwerken zum "üblichen Geschäft" und wirke sich nicht längerfristig auf die Versorgung aus. Weniger Wasser in den Flüssen bedeutet auch nicht automatisch weniger Stromerzeugung. Denn diese ist nicht nur von der Wassermenge, sondern auch von der Fallhöhe beim jeweiligen Kraftwerk abhängig. Sinkt der Wasserstand unterhalb eines Kraftwerks, wird die Fallhöhe größer, wodurch der Erzeugungsverlust durch die geringere Wassermenge abgemildert wird.
Aber Hitze wirkt sich vielfältig auf das Stromnetz aus: Wird etwa in anderen europäischen Staaten das Kühlwasser für Kohlekraftwerke zu warm, müssen andere Kraftwerkstypen den Ausfall kompensieren. Eine verstärke Stromproduktion durch Sonnenenergie kann wiederum dazu führen, dass Teile dieser Energie nicht lokal verbraucht werden können, sondern etwa zu Pumpspeicheranlagen in den Alpen transportiert werden müssen. Deshalb investiert die APG aktuell in ein kapazitätsstarkes Übertragungsnetz. Gleichzeitig nimmt die Übertragungskapazität von Stromleitungen ab, wenn sich die Kabel erhitzen. Bei den jüngsten Hitzewellen habe es laut der APG allerdings keine Störungen gegeben.