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Auch Österreich will sich stärker in Region engagieren. | Hoffnungsträger Umwelttechnologie. | Wien/Jakarta. Das Wort Diversifikation hat Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner in den letzten Tagen häufig in den Mund genommen. Gemeint war damit, dass Österreich seine Exporttätigkeit auf mehr Märkte ausweiten soll. 80 Prozent der österreichischen Exporte gehen in die EU - Export-Großmeister Deutschland liefert nur 70 Prozent dorthin, der Rest geht in andere Märkte.
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Wirtschaftskammer-Vize Christoph Matznetter unterstützt dieses Anliegen, und Bundespräsident Heinz Fischer freut sich, dass nun Südostasien politisch und ökonomisch Aufmerksamkeit gewidmet wird. Die Freude wurde durch den Vulkan Merapi zwar gestört, der die Genannten zu einer verfrühten Rückkehr nach Wien zwang, die Ziele der Österreicher bleiben aber, in der weit entfernten Region stärker Fuß zu fassen.
Rückschlag für Handel
Leicht wird das nicht. Das Handelsvolumen mit Malaysia und Indonesien ist aufgrund der Wirtschaftskrise im vergangenen Jahr um mehr als 30 Prozent gesunken, auch für heuer wird weiteres Absinken vorausgesagt. Man hofft aber bald, wieder an die 400 Millionen Euro Volumen anschließen zu können, die man 2008 erreicht hat. Zum Vergleich: 21 Milliarden US-Dollar wurden im gleichen Jahr zwischen den USA und Indonesien umgesetzt, was die Amerikaner zum drittwichtigsten Handelspartner machte. US-Präsident Barack Obama, der zeitgleich mit Fischer in Jakarta eingetroffen war, meinte allerdings, dass man die Nummer eins werden wolle - Indonesien zähle zu den Wachstumsmärkten, auf die sich die US-Exportwirtschaft fokussieren sollte. Obama strebt an, die darniederliegenden US-Exporte in fünf Jahren zu verdoppeln.
Scheitern in Seoul
Diesem Ziel dient auch die angestrebte Modifikation des Freihandelsabkommens mit Südkorea, das sein Vorgänger George W. Bush 2007 abgeschlossen hat, allerdings vom US-Kongress nie ratifiziert wurde. Nun sollten die Passagen über Auto- und Rindfleischexporte nach Südkorea, die die viertgrößte Wirtschaftsnation Asiens bisher Beschränkungen unterwirft, neu verhandelt werden. Obama und sein südkoreanischer Amtskollege Lee Myung-bak konnten den Abschluss allerdings nicht wie erwartet am Donnerstag verkünden - nun sollen die Gespräche nach dem G20-Gipfel in Seoul weitergehen. Mit der EU hat Südkorea bereits im vergangenen Monat ein Freihandelsabkommen abgeschlossen, im kommenden Juli soll es ratifiziert werden.
Weitere derartige Verträge mit südostasiatischen Ländern strebt die EU noch an: Mit Singapur wurden bereits Gespräche aufgenommen, mit Malaysia sollen sie demnächst starten, mit Indonesien ist es noch nicht so weit. Hermann Ortner, Handelsdelegierter in Jakarta, meint, dass die Zeit für solche Abkommen drängt, weil auch die innerasiatische Kooperation stärker wird. Zwischen den Ländern der Asean, der Vereinigung südostasiatischer Staaten, und China wurde bereits Anfang des Jahres ein Freihandelsabkommen geschlossen, das die Zölle weitgehend abbaut.
Verträge um 70 Millionen
Vorläufig muss man indessen bescheidenere Ziele anstreben: Der Handel mit Indonesien sei "noch ausbaubar", sagte Mitterlehner. Erfolgversprechender sind direkte Investitionen und Partnerschaften in dem bevölkerungsmäßig viertgrößten Land der Welt. Schon jetzt sind einige Firmen stark vertreten. Die Vamed ist in den Krankenhäusern bei Planung, Ausbildung und Krankenhausführung aktiv. Die Andritz Hydro hat mehr als die Hälfte der indonesischen Wasserkraftwerke installiert. Nun wurden Verträge zur Ausstattung von zwei weiteren Kraftwerken abgeschlossen - allein dieser Deal trägt fast die Hälfte zu der geschätzten Summe von 70 Millionen Euro bei, die im Zuge des Staatsbesuches vertraglich fixiert wurde. Und man hofft auf weitere Aufträge - so wurden nach Fischers Besuch in China, der im Jänner erfolgte, vier Monate später Verträge in der Höhe von 800 Millionen Euro unterzeichnet.
Besonderes Augenmerk wurde bei den beiden Staatsbesuchen auf Umwelttechnologie gelegt. Vor allem Malaysia zeigt hier Interesse an österreichischer Technologie. In Indonesien steckt das Interesse an intakter Umwelt "noch in den Kinderschuhen", wie Handelsdelegierter Ortner der "Wiener Zeitung" erläutert. Die Gründe liegen in der billigen Verfügbarkeit von Energie, aber auch daran, dass die Bevölkerung im Kampf ums Überleben andere Sorgen hat. Trotzdem ist Besserung in Sicht: So will die Regierung vor allem im Großraum von Jakarta, der rund 20 Millionen Einwohner zählt, das Eisenbahnnetz modernisieren und ausbauen. Zurzeit gibt es kaum öffentlichen Verkehr, Millionen Pendler und Stadtbewohner stehen täglich stundenlang im Stau.
Dem langsam erwachenden Umweltbewusstsein will die österreichische Repräsentanz in Jakarta weiter auf die Sprünge helfen: Das in Bau befindliche neue Gebäude der Botschaft soll ein Vorzeigebeispiel für grüne Technologie und Solarkraft werden.