Zum Hauptinhalt springen

What’s in a colour?

Von Paul Mychalewicz

Gastkommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 7 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Ist Türkis die Lösung für die ÖVP als neue Parteifarbe? Nach der Präsentation von Sebastian Kurz als geschäftsführendem Parteiobmann wurde auch das neue Logo vorgestellt: schwarze Schrift auf türkisem Hintergrund.

Dies gibt Anlass, sich mit der Rolle von Parteifarben zu beschäftigen. Linke Parteien haben mit der Farbe Rot einen eindeutigen Startvorteil. Rot ist eine Signalfarbe und hat für Parteien, die sich selbst als revolutionär oder fortschrittlich interpretieren, seit dem 19. Jahrhundert Tradition. Die einzige Sorge mag nur sein, zu aggressiv zu wirken, eine Abmilderung des Farbtons löst aber meist dieses Problem. Dennoch ging man am Beginn der Ära Bruno Kreiskys noch einen Schritt weiter und verwendete eine orange Schrift. Letztlich blieb aber Rot die Markenfarbe, erreichte man damit doch Kontinuität und Wiedererkennbarkeit. Aus diesen Gründen lassen sich auch Firmen die Farbe ihres Logos schützen.

Farblich hatte es die ÖVP immer schwerer. Sie hat die Farbe Schwarz von ihrer De-facto-Vorgängerpartei, den Christlichsozialen, gewissermaßen geerbt. Vom historischen Ballast einmal abgesehen, ist Schwarz eben nicht eine Farbe wie jede andere. Schließlich setzte sich Ende der 1950er ein kräftiges Grün durch. Dieses blieb bis Anfang der 1970er praktisch die Parteifarbe. Nach dem Verlust des Bundeskanzlers 1970 verlor man auch farblich die Orientierung. Das vertraute Grün wurde als altmodisch empfunden, es folgten verschiedene Versuche mit Rot-Weiß-Rot, schließlich kam in den 1990ern auch noch etwas Schwarz dazu. Das zwischendurch auftauchende Gelb war ebenfalls keine rechte Erfolgsstory. Wirklich konsistent war die Farbgebung bis zuletzt nicht und - damit wohl Ausdruck der Befindlichkeit der Partei.

Grün war vorgestern,heute ist die ÖVP türkis

Die anderen österreichischen Parteien hatten sich farblich längst etabliert. Die FPÖ folgte mit Blau der historischen Tradition ihres Lagers. In anderen Teilen der Welt wird ja Blau von höchst unterschiedlichen Parteien verwendet: in England von den Konservativen, in den USA von den Demokraten.

Der Weg zurück zu Grün ist der ÖVP verwehrt. Diese Farbe haben vor mehr als dreißig Jahren Umweltschützer und danach die aus dieser Bewegung entstehenden Parteien okkupiert. Ein weiterer Farbtupfer namens Pink ist nunmehr auch schon vergeben, wäre aber für eine sich noch immer als staatstragend fühlende Partei wahrscheinlich keine Option gewesen.

Braucht eine Partei überhaupt eine Farbe als Markenzeichen? Das kräftige Grün der 1960er war jedenfalls Ausdruck des Selbstbewusstseins einer bedeutenden Partei. Gerade wenn die Identifikation mit einer Organisation nicht so selbstverständlich ist, erscheint ein gemeinsames Symbol nicht unwesentlich zu sein. Ob Türkis Ausdruck eines ähnlichen Erfolgs wird, bleibt abzuwarten.

Paul Mychalewicz ist Lehrer für Englisch und Geschichte an einer Wiener AHS.