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"Wichtig, AUA vor Ort zu haben"

Von Christian Rösner

Politik

Terminal 2 soll abgerissen werden, Abschluss der Planungen noch heuer.


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Wien. Eine positive Zukunft stellte Flughafen Wien-Vorstandsdirektor Julian Jäger dem Vienna Airport am Dienstagabend in Aussicht. Bei einer Diskussionsveranstaltung der Agentur Greyling nannte er drei wichtige Herausforderungen, um weiteres Wachstum des Flughafens zu gewährleisten: eine bessere Kostenkontrolle, Steigerung der Servicequalität - etwa im Shoppingbereich - und eine stärkere Kundensegmentierung durch die Weiterentwicklung der Terminalstruktur. Derzeit arbeite man an einem Terminalprogramm für 33 bis 35 Millionen Passagiere, die auch im derzeitigen Zwei-Pisten-System befördert werden könnten - der Bau der dritten Piste könnte sich laut Jäger noch um einige Jahre verzögern. 2012 wurden am Flughafen 22 Millionen Passagiere abgefertigt. 50 Millionen könnten es einmal sein, wenn drei Pisten zur Verfügung stehen.

An die Politik richtete der Vorstandsdirektor den Wunsch, auf die Ticketsteuer zu verzichten, da diese einen eklatanten Wettbewerbsnachteil gegenüber der Konkurrenz darstelle. "Ein Ticket, das bei Ryan Air in Bratislava um 7 Euro billiger ist, macht schon einen großen Unterschied."

Und auf die Frage, welche Lehren man aus dem Skylink gezogen habe, meinte Jäger, dass man eine wirklich gut aufgestellte Bauabteilung braucht, wo die Loyalität ausschließlich dem eigenen Unternehmen diene. Man sei beim Skylink komplett von Beratern abhängig gewesen, die Elite der österreichischen Bauwirtschaft habe sich die Klinke in die Hand gegeben und sehr gut daran verdient. Außerdem hätte man sich mehr Zeit für die Planung nehmen müssen, schließlich seien es die Planänderungen während der Bauphase gewesen, die zur Katastrophe geführt hätten.

Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" nahm Jäger noch zu weiteren Detailfragen Stellung.

"Wiener Zeitung":Herr Jäger, warum hat Wien so wenige Langstreckenflüge? Das Verkehrsministerium hat den Emirates ihren 14. Flug nicht genehmigt - betreibt da die Lufthansa Lobbying, weil sie keine Langstreckenflüge der Konkurrenz haben will?Julian Jäger:Natürlich gibt es eine starke Konkurrenz zwischen den etablierten europäischen Airlines und den Carriern aus Middle East - und daher auch zwischen Lufthansa und Emirates. Das ist ein systemimmanenter Interessenkonflikt und im Fall des 14. Fluges der Emirates ein laufendes Verfahren, das ich nicht kommentieren will.

Aber schadet das nicht dem Standort Wien?

Es gibt hier zwei mögliche Betrachtungsweisen. Eine Meinung ist: Dem Standort schadet es, wenn die Emirates zu viel in Wien fliegen, weil sie aus dem AUA-Netz Passagiere abzieht und über Dubai in die Welt fliegt. Der andere Standpunkt: Die Emirates bringen eine hohe Passagierzahl aus Asien nach Wien und das betrifft die Direktrouten von anderen Carriern nicht. Das sind die zwei Pole, die es abzuwägen gilt. Die Entscheidung darüber muss das Verkehrsministerium treffen.

Wird demnach zukünftiges Langstrecken-Wachstum von der AUA kommen?

Es ist in der derzeitigen wirtschaftlichen Situation immer schwieriger, asiatische und amerikanische Carrier davon zu überzeugen, nach Wien zu kommen. Dementsprechend ist sehr wichtig, dass wir die AUA als Airline vor Ort haben, die diese Passagiere dann weiterverteilt. Die AUA selbst setzt auch auf Langstreckenwachstum, eine Strategie, die wir sehr gut finden und unterstützen. Chicago entwickelt sich unseres Wissens sehr positiv und Mitte nächstens Jahres soll eine zusätzliche Triple Seven in Wien stationiert werden. Das sind sehr positive Zeichen in einem Bereich, wo wir ohnehin der Konkurrenz in Zürich und München hinterherhinken.

Air India will unbedingt in die Star Alliance und die Lufthansa hat das verhindert. Jetzt prüft plötzlich Air India das Verkehrsrechteabkommen der AUA und der Swissair - verliert die AUA jetzt deswegen ihre Indien-Destinationen?

Ich würde das als Kräftemessen beurteilen, deshalb sehe ich das relativ gelassen. Im Grunde ist die Air India verstimmt darüber, dass sie nicht in die Star Alliance aufgenommen wurde und seitdem gewisse Dinge kritischer geprüft werden. Etwas Ähnliches gab es auch einmal mit Russland, aber auch hier konnte man sich am Ende einigen.

Warum gibt es auf dem Flughafen Wien noch immer keine Andockmöglichkeit für den Airbus 380?

Weil noch keine Fluglinie ernsthaftes Interesse gezeigt hat. Sobald das der Fall sein sollte, werden wir sicher entsprechend investieren.

Terminal 1 ist jetzt fertiggestellt. Was soll nun mit Terminal 2 geschehen?

Wir sind zurzeit in einer sehr intensiven Projektentwicklungsphase. Der Zeitplan ist, dass wir das Projekt vermutlich Anfang 2014 dem Aufsichtsrat vorstellen - und zwar in zwei bis drei Phasen, schließlich muss der Abriss bei laufendem Betrieb passieren.

Das heißt, es wird abgerissen und neu gebaut?

Es gibt noch keine definitive Entscheidung. Aus heutiger Sicht würde ich sagen, dass er wahrscheinlich abgerissen wird. Aber vor 2016 wird es ohnehin nicht möglich sein, zu investieren.

Zur Person



Julian Jäger,

geboren am 24. Oktober 1971, ist Magister der Rechtswissenschaften und ist 2001 von einer Steuerberatungskanzlei in die Rechtsabteilung des Flughafen Wiens gewechselt, avancierte 2004 zum Leiter der Abteilung Business Development im Geschäftsbereich Airline und Terminaldienste, ging 2007 als Chief Commercial Officer und Exekutive Director an den International Airport in Malta und übernahm im September 2011 die Funktion des Vorstandsdirektors der börsenotierten Flughafen Wien AG.