Man sollte drei Halbtage trainieren, bevor man mit Journalisten spricht.
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Wien. Vorstände, Vorstandsvorsitzende und Geschäftsführer müssen in regelmäßigen Abständen Fragen von Journalisten beantworten. Um dabei nicht aufs Glatteis zu geraten, absolvieren viele von ihnen ein Medientraining, wo sie den Umgang mit Journalisten lernen.
In erster Linie erwerben die Unternehmensvertreter dabei die Fähigkeiten, die ihnen wichtig erscheinen. Die Trainer geben aber auch Empfehlungen ab, was die Manager lernen sollen. So sollte etwa Risikomanagement dazugehören, meint Gregor Fauma, Leiter Trainings-Unit der Wiener Agentur Bettertogether. Denn gerade hier könne man "viel Schaden anrichten".
Aber nicht nur der Umgang mit schlechten Nachrichten, auch die aktive Interviewführung sollte beherrscht werden. Ein Manager sollte also in der Lage sein, zu wissen, welche Information für den Zeitungsleser, den Radiohörer oder den Fernsehzuschauer wichtig ist, und diese in kurzen, prägnanten Sätzen an den Mann bringen. Ein Trainer sollte daher "alle Mittel zur Verfügung stellen", dass eine Botschaft innerhalb von zehn bis zwölf Sekunden vermittelt werden kann, bringt es Stefan Wagner, Geschäftsführer von Intomedia auf den Punkt.
"Nein" vermeiden
Neben dem Inhalt spielt auch das Überbringen der Botschaft eine große Rolle. In wirtschaftlich schwierigeren Zeiten sei das Zusammenspiel von Botschaft und Mimik "viel relevanter" als sonst, meint Fauma. Auch die persönliche Bewertung von Fakten sei etwas, mit dem ein Manager aus der Masse stechen könnte. Als Beispiel dafür führt er einen Bankmanager an, der etwa bei der Bilanzpressekonferenz sagt: "Es kommen schwere Zeiten auf uns zu."
Neben der Botschaft und der Mimik sollten die Unternehmensvertreter auch darauf achten, welche Wörter sie verwenden und welche besser nicht. So sollte das Wort "nein" tunlichst vermieden werden, meinen die beiden Experten. Negationen würden beim Gehirn nämlich positiv abgebildet. Anstatt also zu sagen: "Lass etwas nicht fallen", sollte man "Halte es fest" in den Mund nehmen, meint Fauma. Wagner fügt hinzu, dass es wichtig sei, dass die Sprache mit Symbolen aufgeladen wird.
Von Bedeutung ist auch, dass die Manager unterschiedliche rhetorische Maßnahmen beherrschen, da kein Interview dem anderen gleicht. So müsse vor einem Gespräch die Frage gestellt werden, ob es sich dabei um eine Erörterung, Kontroverse oder Konfrontation handelt, meint Wagner.
Nichtskönner fliegen auf
Bis all diese Dinge erlernt sind, dauert es seine Zeit. Fauma empfiehlt Anfängern, dass sie drei Halbtage für ein Individualcoaching aufwenden sollen. Dabei werde am ersten Halbtag an der Sprache gefeilt - sprich die Fachbegriffe und Abkürzungen hinausgenommen und überlegt, was man statt dessen sagen kann. Danach wird gelernt, wie man die Werte kommuniziert, und am dritten Tag wird besprochen, wie ein Unternehmensvertreter am besten zu einem Interview erscheint. Denn auch hier kann einiges falsch gemacht werden. "Wenn man über die Kleidung diskutiert, ist die Botschaft nicht angekommen", meint Fauma.
Wagner meint hingegen, dass man seriöserweise nicht sagen könne, wie lange es dauert, bis man gelernt hat, mit einer Botschaft etwas zu bewirken. Denn: "Zu lernen nichts zu sagen, kann schnell einer." Unabhängig davon, ob ein Manager nur lernen will, nichts zu sagen, oder doch eine Botschaft zu übermitteln, sollte er unbedingt einen Grundstock an rhetorischen Fähigkeiten mitbringen. Ein Nichtskönner bleibe nämlich ein Nichtskönner und werde letzten Endes überführt, ist sich Wagner sicher.