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Wie 600 Millionen Euro verschleudert werden...

Von H.C. Strache

Gastkommentare

Manchmal ist der gute alte Schilling wesentlich plastischer als der Euro. 40 Milliarden Schilling - eine unsagbar große Geldmenge und für viele von uns noch so präsent wie anno dazumal, als die jährliche Budgetdefizitrechnung bei den Verhandlungsrunden der schwarz-roten Koalition über die ORF-Bildschirme flackerte.


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Eine rot-schwarze Koalition gibt es auch 2009 - und die 40 Milliarden Schilling geistern derzeit wieder durch die Medien. Allerdings nicht als Defizit der Bundesfinanzen, sondern - weit weniger spektakulär - als 600 Millionen Euro, die beim Flughafen Wien-Schwechat in den Sand gesetzt wurden.

Der ehemalige SPÖ-Nationalratsabgeordnete Herbert Kaufmann und der SPÖ-Günstling Gerhard Schmid haben gemeinsam mit dem ÖVP-Parteigänger Kurt Waniek das Projekt Skylink am Wiener Flughafen vor den Augen und mit dem Segen von Wiens SPÖ-Bürgermeister Michael Häupl und seinem Freund aus Niederösterreich, ÖVP-Landeshauptmann Erwin Pröll, an die Wand gefahren. Jeweils 20 Prozent halten Wien und Niederösterreich an der Flughafen AG und somit einen durchaus beträchtlichen Anteil an jener Gesellschaft, die jetzt auch durch den Rechnungshof geprüft werden soll.

Eine nette Gesellschaft hat sich da am Flughafen etabliert. Zusammengebracht hat sie wenig, kassiert dafür aber umso mehr. Die beiden von Häupl in den Flughafen-Vorstand geschickten Vertrauten kassieren mit rund 31.000 Euro fast doppelt so viel wie Bürgermeister Häupl, weisen jedoch wie der Wiener SPÖ-Chef jede Verantwortung von sich. Aber nicht nur Häupl hat seine abgehalfterten Parteigänger nach Schwechat entsandt. Dort sitzen auch ein Generaldirektor der Niederösterreichischen Versicherung und Mitglied im Personenkomitee für Erwin Pröll bei der letzten Landtagswahl, der Generaldirektor der Raiffeisenbank Niederösterreich, der Ex-Generaldirektor-Stellvertreter der Wiener Städtischen Versicherung, ein Ex-Generaldirektor der Wiener Stadtwerke, ein Ex-General-direktor der Bank Austria,

ein Ex-SPÖ-Vizebürgermeister von Guntramsdorf sowie SPÖ- und ÖVP-Gewerkschafter. Alles recht brav nach dem rot-schwarzen Proporzsystem aufgeteilt.

Diese Herrschaften haben tatenlos zugesehen, wie die bei Baubeginn 20005/2006 veranschlagten Skylink-Kosten von 400 Millionen auf satte 513 Millionen Ende 2007, im Jahr 2008 auf horrende 657 Millionen und auf nunmehr unfassbare 830 bis 890 Millionen Euro explodiert sind. Wie die beiden gescheiterten SPÖ-Vorstände und der von NÖ-Landeshauptmann Pröll offenbar ins politische Ausgedinge weggelobte Ex-Landesrat Ernest Gabmann den Karren nun wieder aus dem Dreck zerren wollen, ist dem Beobachter schleierhaft. Die Skylink-Versager, die trotz niederschmetternder Arbeitsbilanz eine fünfjährige Vertragsverlängerung mit einem Einkommen von mindestens fünf Millionen Euro zugeschanzt bekommen haben, werden dazu nicht im Stande sein.

Heinz-Christian Strache ist Klubobmann der FPÖ.

Jeden Freitag lesen Sie an dieser Stelle den Gastkommentar eines Vertreters einer Parlamentspartei.