Zum Hauptinhalt springen

Wie alt muss man sein, um alte Menschen zu pflegen?

Von Petra Medek

Wirtschaft

Gewerkschaft | gegen Lehrberuf Fachsozialbetreuer. | Wien . Soll man Jugendliche ältere oder behinderte Menschen pflegen lassen? Nein, meint die Gewerkschaft. Jugendliche seien selbst in einer schwierigen Lebensphase und der oft psychisch wie physisch belastenden Situation am Krankenbett noch nicht gewachsen. "Für Betreuungsberufe braucht man Lebenserfahrung, die Junge noch nicht haben können", sagt Michaela Guglberger, Sektionssekretärin in der Gewerkschaft Hotel, Gastgewerbe, Persönlicher Dienst (HGPD).


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Stein des Anstoßes ist für die Gewerkschaft ein Vorschlag des Lehrlingsbeauftragten der Bundesregierung, Egon Blum. Dieser habe sich für einen Lehrberuf Fachsozialbetreuer ausgesprochen - und damit übers Ziel geschossen, findet HGPD-Vorsitzender Rudolf Kaske. Derzeit ist es ab dem 17. Lebensjahr möglich, im Schulsystem in die Ausbildung im Bereich Krankenpflege einzusteigen. Eine Lehre würde junge Menschen also schon zwei Jahre früher in die Pflege starten lassen - zumindest in der Theorie, denn laut einem europäischen Übereinkommen über die Ausbildung von diplomierten Pflegepersonal ist es erst ab dem 17. Lebensjahr gestattet, am Krankenbett zu arbeiten.

"Es grenzt an Naivität zu glauben, dass man junge Menschen in jedem Bereich ausbilden kann", meint Kaske und ortet außerdem in den Plänen für eine Pflege-Lehre ein "Kostensenkungsprogramm, nach dem Motto: Wenn es Lehrlinge gibt, ersparen wir uns ein paar Hilfskräfte".

Mehr zutrauen

Lehrlingsbeauftragter Blum fühlt sich von dem Vorstoß der Gewerkschaft überrumpelt. Kaske habe hier viel zu früh eine negative Haltung eingenommen, so Blum zur "Wiener Zeitung". Er sei erst in Gesprächen mit Sozialpartnern und Institutionen und habe eine solche Lehre erst angedacht. "Es gibt aber keine Diskussion darüber, dass wir 15-Jährige ans Kranken- oder Totenbett schicken".

Nach seiner Vorstellung sollten die ersten Jahre der Lehre von theoretischen Inhalten geprägt sein. Blum verweist auf die Schweiz, wo ein ähnliches Ausbildungsmodell erfolgreich laufe. Hier zeige sich, dass die Jugendlichen am besten wüssten, was man ihnen zutrauen kann.