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Hat dieser Titel gewirkt? Wie gut sich der Tod doch vermarkten lässt. Die Presse zeigt auf Sonderseiten, „wie Amy Winehouse wirklich starb”. Als ob das an der Tatsache selbst noch etwas ändern würde, begeben sich die Massenmedien auf eine peinliche Ursachenforschung nach dem Wie und Warum. Wie in der VOX-Doku „Das Leben und Sterben der Amy Winehouse”, in der schnell geklärt wurde, „wie Amy Winehouse wirklich starb”: Die Ursachen dafür liegen nämlich ganz, ganz weit zurück in der Kindheit, eh klar. Amy ist das Opfer einer familiären Trennung, weil ihr Vater die Mutter verließ. Der Vater selbst breitet bereitwillig seine Gefühle vor der Kamera aus, erzählt von seinen Schuldgefühlen, singt sogar eine Platte ein und verweigert sich keiner Spekulation, wieso seine Amy irgendwann die Heroinnadel ansetzte. Für die Macher der Doku ist klar: Amys Absturz hat mit Junkies wie Pete Doherty zu tun, und mit ihrer Angst, mit 27 sterben zu müssen, um im Club 27 (neben Cobain, Morrison, Hendrix, Joplin) zu landen. Karl Lagerfeld erklärt dann noch Amys Turmfrisur zum Trend. Weiter geht’s mit Schnüffeln in Amys Stammlokal, wo sie Tage vor ihrem Tod stocknüchtern eine Diet Coke bestellte. Mythenbildung eben.
Über Amys Bedeutung für die Musikwelt wurde im Übrigen kein Wort verloren, außer in Form eines Sammelsuriums ihrer betrunkensten Auftritte, zuletzt mit Torkeln in Belgrad. Aber wen interessiert schon ihre Musik? Es könnte doch sein, dass Sie diesen Text ja auch nur gelesen haben, um endlich zu wissen, „wie Amy Winehouse wirklich starb”.
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