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Die Regierungen und Notenbanken haben mit ihrem beherzten Eingreifen verhindert, dass die Weltwirtschaft nach 2008 in eine Depression wie in den 1930ern gefallen ist. So lautet die Metaerzählung zum Status quo - die (wohl kein Zufall) von Politikern und Notenbankern gern erzählt wird. Womöglich ist der Moment da, dieses Erklärungsmuster in Zweifel zu ziehen. Derzeit stürzen die Prognosen rascher in den Keller, als die Wirtschaftsforscher "Konjunktur" sagen können. Zwar nimmt noch niemand das Wort Rezession in den Mund. Aber auch im Herbst 2008 war die Entwicklung nicht vorhersehbar. Die Experten hatten noch im Oktober 2008, also nach dem Lehman-Debakel, Österreichs Wirtschaft für 2009 ein Plus von 0,9 bzw. 1,2 Prozent zugetraut. Geworden ist es dann ein Minus von 3,9 Prozent.
Ist der jetzige Abschwung nur eine Folge der Unfähigkeit, die Eurokrise zu lösen? Oder war der Aufschwung der letzten paar Quartale ein mit Niedrigstzinsen, Bankenrettungen und Konjunkturpaketen teuer erkauftes Strohfeuer? Dann könnte ein zweiter Absturz in die Rezession drohen - oder ein japanisches Jahrzehnt ohne Wachstum und mit hartnäckiger Deflation.
Die Vergangenheit lehrt, dass Immobilien- und Finanzkrisen, nach denen die Bilanzen bereinigt werden müssen, besonders lange dauern. Womöglich bleibt uns die harte Tour - mühsames Schuldenabbauen, geringes Wachstum, hohe Arbeitslosigkeit - nicht erspart. Hoffen wir, die Abkühlung ist "nur" der Unfähigkeit der Eurozone zu verdanken. Dann besteht zumindest die Aussicht auf ein Anziehen der Konjunktur. . .