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Wie das Artensterben aufgehalten werden soll

Artenschutz
© getty images / Jeff R Clow

Umweltministerin Leonore Gewessler startet Biodiversitätskommission 2030.


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Österreich zählt zu den artenreichsten Ländern Mitteleuropas. Es gibt rund 68.000 Arten, davon etwa 45.000 Tierarten und etwa 2.900 Farn- und Blütenpflanzen. Doch wie lange noch? 25 Prozent der Vogelarten weisen einen negativen Populationstrend auf, bis zu 65 Prozent der Wirbeltiere sind bedroht, genauso wie 90 Prozent des Grünlands und 83 Prozent der Moore und Sümpfe.

"Wenn wir so weiter tun, wird es bald sehr still", sagt Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne). Der "dramatische Verlust von Tier- und Pflanzenarten samt ihrem Lebensraum soll nun aufgehalten werden", sagt sie.

Das Mittel zum Zweck ist eine sogenannte Biodiversitätsstrategie 2030. Gemeinsam mit Umweltbundesamt und Wissenschaftlern wurde ein Entwurf erarbeitet. Dieser liegt nun vor. Drei Hauptpunkte sind darin definiert. So soll ein Drittel der gefährdeten heimischen Arten und Lebensräume wieder in einen guten Zustand gebracht werden. 30 Prozent der Staatsfläche soll unter Schutz gestellt werden. Die Biolandwirtschaft soll bis 2030 um einen Anteil von einem Drittel wachsen.

Beschluss im Ministerrat

In der Kommission sind Bundesländer, Sozialpartner und NGOs eingebunden. Sie haben eine beratende Funktion bei der Erarbeitung eines Vorschlags. Dieser wird der Ministerin vorgelegt. Parallel zur Diskussion wird es auch die Möglichkeit einer schriftlichen Stellungnahme geben, die Jugend werde mit einem im Sommer startenden Wettbewerb eingebunden. Am Ende soll die Strategie im Ministerrat beschlossen werden.

Kritik kam prompt vom Koalitionspartner ÖVP: Gewessler habe das Parlament in der Vergangenheit bei Fragen nach dem Fortschritt bei der Biodiversitätsstrategie "leider stets im Unklaren gelassen und uns vertröstet", sagt ÖVP-Umweltsprecher Johannes Schmuckenschlager. Er wünscht sich daher eine stärkere Einbindung und fordert: "Es gilt verstärkt Anreize zu setzen, um die Land- und Forstwirtschaft als Fundament für die wertvolle heimische Biodiversität zu erhalten und zu stärken", sagt er.

Keine Antwort der SPÖ-Umweltsprecherin

Auch die SPÖ meldete sich zu Wort. Umweltsprecherin Julia Herr begrüßt per Presseaussendung den Start der Biodiversitätskommission. "Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, bemerkt den deutlichen Rückgang an Insekten und Vögeln", sagt sie.

Für Herr muss dabei ein umfassend anderer Zugang zur Natur im Zentrum stehen: "Natur darf nicht länger als Quelle für Profit gesehen werden. Die Vielfalt der Natur ist unbezahlbar. Daher müssen deutlich mehr Flächen als heute aus der wirtschaftlichen Nutzung gestellt werden und der Natur zur freien Entfaltung überlassen werden."

Eine klare Haltung zu Umweltschutz, die überrascht, wenn man sich die vergangenen Wochen ansieht. Lautstark forderten die Genossen einmal mehr die Untertunnelung des Nationalparks Donau-Auen für eine Schnellstraße. Wie passt also die Stellungnahme der Umweltsprecherin mit der Forderung nach einem Lobautunnel zusammen?

Für eine Stellungnahme war die Umweltsprecherin nicht zu erreichen.(vasa)