Arbeitsplatz und Zugangsdaten sollten vorbereitet sein. | Chef sollte bald erste Aufgaben an den Neuen richten. | Wien. Der neue Kollege kann an seinem ersten Arbeitstag oft nicht mehr machen als herumsitzen und abwarten - einen Schreibtisch hat er noch nicht und auch keine Zugangsdaten zum Computer. Seinen Chef kann er auch nicht fragen, denn der ist gerade in einer Besprechung. Fängt der Start in einen neuen Job so unorganisiert an, fühlt sich der Beschäftigte wohl nicht sehr willkommen - und braucht entsprechend länger, um sich in seine Aufgaben einzuarbeiten.
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Damit der erste Arbeitstag erfolgreich verläuft, sollten sich Unternehmen auf neue Mitarbeiter vorbereiten. Begrüßen sollten den Neuzugang jene Mitarbeiter, die ihn schon kennengelernt haben - also der Personalverantwortliche und/oder die künftige Führungskraft. "Ein herzliches Willkommen signalisiert wir brauchen dich", sagt Personalentwickler Pepi Adelmann, Chef der Firma "Ja zur Personalentwicklung". Der künftige Arbeitsplatz sollte vorbereitet sein - inklusive Computer, Telefon und Zugangsdaten.
Wenn der Dienstvertrag nicht schon vorher unterschrieben wurde, sollte das "auf jeden Fall als Erstes erledigt werden, bevor es ans Arbeiten geht", betont Thomas Angermair, Partner von Dorda Brugger Jordis Rechtsanwälte und Leiter des Arbeitsrecht-Teams der Kanzlei. Außerdem muss der Beschäftigte sofort zur Sozialversicherung angemeldet werden.
Mentor begleitet Neuen in den ersten Wochen
"Firmen machen häufig den Fehler, dass sie neuen Mitarbeitern nur ein Handbuch in die Hand drücken", sagt Adelmann. Das sei verlorene Zeit, weil man sich sowieso nicht alles merken könne und das Handbuch eigentlich später zum Nachschauen diene. Beim Drogeriemarkt dm bekommen neue Mitarbeiter etwa einen Einarbeitungsordner, der sie die ersten Wochen an ihrem neuen Arbeitsplatz begleitet.
Ideal sei, wenn der Chef darauf hinweist, dass sich der Mitarbeiter bei Fragen an ihn wenden kann. Denn wird der Beschäftigte zu Beginn allein gelassen, bestehe die Gefahr, dass falsche Bilder des Unternehmens entstehen.
Der erste Arbeitstag des neuen Mitarbeiters sollte durchgeplant sein - wie etwa bei Dorda Brugger Jordis: Unter anderem stehen das Kennenlernen des Teams bei einer Kaffeepause, Telefontraining und eine Einführung in juristisches Recherchieren am Plan. "Der erste Tag dient der Orientierung im Unternehmen und der Schulung, wie bestimmte Werkzeuge genützt werden", sagt Angermair. Der neue Kollege sollte am ersten Tag das grundlegende Rüstzeug vermittelt bekommen, damit er ab dem zweiten Tag bereits inhaltlich arbeiten kann.
Personalentwickler Adelmann rät, für den ersten Tag drei bis vier Personen zu nominieren, die sich um den Neuzugang kümmern und ihn zum Mittagessen mitnehmen. Ideal sei zudem eine Person, die in der Funktion eines Mentors oder Paten wie ein Gastgeber in die informellen Spielregeln der Firma einführt: Welche Ansprechpartner sind für welche Themen zuständig, wo sind die Toiletten, wie viel kosten Essensmarken oder wo gibt es Büromaterial. Bei dm im Büro und in der Zentrale wird dem Mitarbeiter in den ersten Wochen zum Beispiel ein Kollege in Form eines Coaches zur Seite gestellt, der mit dem Neuen in persönlichen Gesprächen die Einarbeitungsinhalte aufarbeitet.
Eine besondere Aufgabe kommt der künftigen Führungskraft zu: "Nicht die Organisation holt einen neuen Mitarbeiter herein, sondern der zukünftige Chef", sagt Adelmann. Dieser sollte dem Neuen möglichst bald erste Aufgaben übertragen und ihn schrittweise an seine zukünftigen Aufgaben heranführen. "Sonst bekommt der neue Mitarbeiter den Eindruck, dass es offensichtlich nichts für ihn zu tun gibt", sagt Adelmann. Wenn der Einstieg nicht funktioniere, gehe der Leistungsansatz verloren. "Es passiert dann sehr häufig, dass die Mitarbeiter wenig Bindung zum Unternehmen entwickeln und Dienst nach Vorschrift machen", warnt Adelmann.
Hilfreich ist es auch, zu Beginn dem Kollegen über die Schulter zu schauen - auch in den dm-Filialen steht Lernen durch Mitmachen und Nachmachen in den ersten Tagen im Vordergrund, wobei einfache Tätigkeiten erledigt werden.
Zu viele unbekannte Gesichter überfordern
Häufig würden Unternehmen Neue mit einer Vorstellungsrunde durch den ganzen Betrieb am ersten Tag überfordern, denn an alle Namen könne man sich nicht mehr erinnern. Besser sei es, den Mitarbeitern jeden Tag neue Gesichter zu präsentieren.
Am Ende des ersten Arbeitstages rät Adelmann den Führungskräften, Feedback beim neuen Mitarbeiter einzuholen und nachzufragen, wie es ihm ergangen ist. Auch bei dm steht am Ende des ersten Arbeitstages ein Auswertungsgespräch am Programm.
Auch der neue Mitarbeiter sollte sich bewusst sein, dass der erste Eindruck zählt: Schon beim Bewerbungsgespräch sollten Kandidaten achten, wie das Personal im Unternehmen gekleidet ist. Zur Not kann der Arbeitnehmer beim Unternehmen anfragen, welcher Kleidungsstil erwünscht ist. Ist man bei einer Aufgabe unsicher, sollte man nachfragen, bevor drauflos gearbeitet wird.