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Wie die Kondensstreifen am Horizont verblassen auch kleine Billigflieger

Von Claudia Peintner

Analysen

Spaniens Königin Sofia war erzürnt, als sie im Juni ungewollt zur Werbefigur für die irische Billigfluglinie Ryanair wurde. Nachdem die 70-Jährige mit Ryanair nach London gereist war, veröffentlichte das Unternehmen Anzeigen mit dem Konterfei der Monarchin. Dazu den Slogan: "Flieg wie ein König."


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Jene Airline, die mit aggressivem Werbestil - man erinnere sich auch an geplante "Fat tax"-Aufschläge für übergewichtige Passagiere - von sich reden macht, gilt als Bilderbuchbeispiel für das Geschäftsmodell der Billigflieger. Viel Marketing und eine radikale Kostenkur machten es im Billig-Airline-Gründungsfieber der 90er Jahre möglich, Schnäppchentickets anzubieten und gleichzeitig rentabel zu fliegen. Bordverpflegung und Gepäckstücke kosteten plötzlich extra. Als Landeplätze suchte man sich abgelegene Flughäfen mit niedrigen Abfertigungsgebühren aus. Vor Ort stiegen die vifen Billiglinien 20 Minuten nach der Landung bereits wieder auf. Typisch für das Geschäftsmodell ist letztendlich auch, dass die meisten Anbieter nur auf einen Flugzeugtyp setzten. Das senkte die Kosten für Wartung und Ersatzteile erheblich.

Was vielversprechend begann und von null auf hundert Massen an Menschen fürs Fliegen statt wie bisher fürs Zugfahren begeisterte, gerät ins Wanken: SkyEurope meldet in der Slowakei Insolvenz an, bereits 2008 verschwanden der italienische Schnäppchenflieger Volareweb, Air Polonia oder die Niederländer V-Bird.

Die Hauptschuld tragen die zwischenzeitig extrem hohen Kerosinpreise: Der Kraftstoffanteil ist in der Kostenpalette der Billigflieger wesentlich höher als bei herkömmlichen Fluganbietern. Saftige Treibstoffpreise und billige Tickets - das verträgt sich auf Dauer nicht.

Damit schwarze Zahlen geschrieben werden, muss der Durchschnitts-Ticketpreis pro Passagier bei etwa 80 Euro liegen, eine Auslastung von 70 Prozent ist erforderlich. Um dieses Preisniveau zu halten, werben Anbieter zwar weiterhin mit ihren "Für-29-Euro-nach-London"-Schnäppchen. Freilich müssen viele Kunden erfahren, dass sich dahinter eigentlich eine Mogelpackung verbirgt: Kontingent erschöpft, heißt es dann. Diverse Taxen fallen zusätzlich an, ebenso Kosten für den stundenlangen Transport vom abgelegenen Flugfeld in die Metropole.

Jedoch: Mehr Transparenz allein kann das Überleben der Billigflieger auch nicht sichern. Der Markt wird in den nächsten Jahren wohl auf ein paar große Billig-Airlines zusammenschrumpfen. Überlebenschancen werden zuvorderst jenen eingeräumt, die mächtige Konzerne im Rücken haben - wie Germanwings mit Lufthansa oder Transavia mit Air France-KLM. Oder Low-Cost-Carriern, die eine Flotte von Dutzenden Fliegern aufweisen und somit die Marktmacht haben, um mit Flughäfen forsch zu verhandeln. Ryanair gehört da jedenfalls dazu.