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Wie die USA wieder stärker werden

Von David Ignatius

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Das außenpolitische Thema, das die laufende Präsidentschaftskampagne beherrschen sollte, heißt "amerikanische Erneuerung".


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Jeder Kandidat zur US-Präsidentenwahl behauptet, über eine Strategie zu verfügen, die den Abstieg der USA stoppt, aber diese läuft oft auf "mehr vom selben" hinaus - was nicht funktionieren wird. Für eine erfrischende Diskussion, was eine Erneuerung der Stärke der USA tatsächlich erfordern würde, empfehle ich das neue Buch "Strategic Vision" von Zbigniew Brzezinski, dem nationalen Sicherheitsberater unter Ex-Präsident Jimmy Carter.

Brzezinski war immer auf der "realistischen" Seite seiner Partei. Aufrüttelnd an seinem Buch sind die "alarmierenden Ähnlichkeiten", die er zwischen den USA heute und der UdSSR kurz vor deren Fall sieht, inklusive eines "festgefahrenen Regierungssystems", eines mörderischen Militärbudgets und eines scheiternden "jahrzehntelangen Versuchs, Afghanistan zu bezwingen".

Der Kern von Brzezinskis Plan ist, dass die USA stark genug werden müssen, um als verantwortungsbewusster Partner des aufstrebenden und zunehmend anspruchsvollen Ostens zu agieren. Er sieht eine künftige Rolle der USA als "Ausgleicher" und "Schlichter" zwischen den asiatischen Nationen, die sich, allein gelassen, in chaotische Kämpfe verstricken würden.

Um diese Erneuerung zu erreichen und einen "größeren Westen" zu bilden, müssen die USA laut Brzezinski eng mit dem sich demokratisierenden Russland und der Türkei zusammenarbeiten (vorausgesetzt, sie bleiben auf diesem Weg).

Hier kommen wir zum Herzstück der politischen Debatte: Was bedeutet im 21. Jahrhundert amerikanische "Stärke"? Ist es die Wiedererlangung der Art von Macht und Vorrecht, wie sie die USA zum Beispiel in der Ära Ronald Reagan hatten? Oder ist es etwas mehr an die Veränderungen des globalen Gleichgewichts Angepasstes? Brzezinski würde Letzteres bevorzugen, aber sehen wir uns an, was die Kandidaten dazu sagen.

In jeder Diskussion der Republikaner bekommt man von den Spitzenkandidaten Mitt Romney und Newt Gingrich beharrliche Rufe nach Wiederherstellung der Macht der USA zu hören. Die speziellen Verschreibungen bestehen hauptsächlich daraus, die Muskeln spielen zu lassen: mehr militärischer Druck gegen den Iran, mehr verdecktes Agieren der CIA gegen den Iran, Syrien und andere Gegner, eine härtere Handelspolitik gegen China.

Was Barack Obamas strategische Vision betrifft, so sind seine Worte besser als die Umsetzung. Die festgefahrene Lage des Kongresses anzuprangern, ist keine Strategie, es ist eine Ausrede. Obama wurde gewählt, um die Regierung wieder funktionstüchtig zu machen. Wenn er das nicht kann, soll es ein anderer versuchen.

Eine ähnliche Kritik richtet sich gegen seine Außenpolitik. Er weckte im In- und Ausland Hoffnungen, indem er ankündigte, hartnäckige Probleme wie die Palästinenserfrage zu lösen. Tatsächlich ist er gescheitert. Seine Afghanistan-Politik ist ein Wirrwarr. In diesem Wahlkampf muss Obama erklären, wie er die USA über die alten Schlagworte hinausführen will in eine Ära echter nationaler Erneuerung.

Übersetzung: Redaktion