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Wie die Vögel starben

Von Eva Stanzl

Wissen

Vogelsterben ist nicht ungewöhnlich. | Infektionen oder Umweltfaktoren sind meist die Ursache. | Rom/Wien. Die Welt rätselt um das mysteriöse Vogelsterben, das zu Silvester mit 5000 toten Vögeln im US-Bundesstaat Arkansas begann. Nach weiteren Fällen in Kentucky und Schweden meldete nun auch Norditalien ein Vogelsterben. Mehr als 700 tote Turteltauben wurden in den vergangenen Tagen in der Stadt Faenza südlich von Bologna entdeckt.


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Experten sehen jedoch keine einheitliche Ursache in den verschiedenen Ländern - jeder Fall sei individuell zu prüfen. Verschwörungstheorien und Endzeit-Spekulationen erteilen sie eine klare Absage.

Etwa schließen die Behörden in Italien einen Zusammenhang mit der Vogelgrippe und sonstigen bakteriellen Infektionen aus. Manche Vogelschützer vermuten jedoch, die Tiere hätten zu viele Sonnenblumenkerne gefressen, die Abfälle aus einer Ölfabrik sind. Diese könnten vergiftet oder verschimmelt gewesen sein.

Silvesterfeuerwerk

In Schweden waren dagegen 100 tote Dohlen auf einer Straße nordöstlich von Göteborg gefunden worden. Und im US-Staat Kentucky wurden Hunderte tote Stärlinge, Wanderdrosseln, Amseln, Rotkehlchen und Stare entdeckt. Krankheiten oder eine Vergiftung wurden hier als Todesursache ausgeschlossen.

Als Ursache für den Fund von 5000 Rotschulterstärlingen in der Keinstadt Beebe in Arkansas gilt nach wie vor ein Silvesterfeuerwerk. Der veterinärmedizinische Dienst in Arkansas geht davon aus, dass der heftige Lärm bei den Tieren Panik auslöste. Rotschulterstärlinge können nachts nur schlecht sehen. Die aufgeschreckten Tiere seien deswegen vermutlich gegen Bäume und Häuser geprallt.

"Die Sache hat nichts Apokalyptisches, denn die Ursachen scheinen höchst unterschiedlich zu sein", betont Gerald Pfiffinger von Birdlife Österreich gegenüber der "Wiener Zeitung": "700 tote Turteltauben klingt zwar dramatisch. Aber diese Zahl ist nicht hoch. Denn Vogelsterben sind nichts ungewöhnliches und auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen." Etwa seien im Februar 2010 in Österreich hunderte von Erlenzeisigen einer Salmonellen-Infektion zum Opfer gefallen. Oder sei das Usutu-Virus als Amsel-Killer bekannt.

Auch verschiedene Umweltfaktoren können Vogel-Massensterben auslösen. Einer davon ist die Lichtverschmutzung durch die zunehmende Urbanisierung. Vögel auf der Zugstrecke fliegen bei schlechten Sichtbedingungen in der Nacht dem Licht entgegen. "Sie fliegen dann etwa in Richtung des Laser-Lichts von Wolkenhöhenmessern - also in Vollgeschwindigkeit zum Boden - oder stoßen gegen Hochhäuser", sagt Pfiffinger. Und betont: "Es gibt Hochhäuser, gegen die jährlich 1000 Vögel stoßen."

Auch Michael Hess von der Geflügelklinik der Vetmeduni Wien vermutet die Ursachen für das derzeitige Vogelsterben in Umwelt-Geschehnissen. "Wenn die Fälle auf Infektionen zurückzuführen wären, müssten das sehr unterschiedliche Erreger sein, da verschiedene Arten betroffen sind, die auf unterschiedliche Erreger ansprechen", sagt Hess. Umweltphänomene etwa wechselnde oder starke Windströmungen kämen eher als Ursache in Frage.

Auch die Ursachen für das Sterben von rund zwei Millionen Fischen im US-Staat Maryland vor wenigen Wochen ist nicht zur Gänze geklärt: Das zuständige Umweltamt führt es auf ungewöhnlich kalte Wassertemperatur nach einem eisigen Dezember zurück.