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Wie die Wissenschaft an Unabhängigkeit verliert

Von Eva Stanzl

Wissen

Auch die Forschungsstrategie kann daran wohl nur wenig verbessern. | Wien. In der heimischen Forschungslandschaft ändern sich die Dinge derzeit nahezu täglich. 65 außeruniversitäre Forschungsinstitute haben kein Basisbudget mehr. Neue Konstrukte müssen gefunden werden, damit sie weiterbestehen können, alle Protagonisten stecken mitten im Prozess und allerorts fehlt das Geld. Was die finanzielle Unabhängigkeit der Wissenschaft schmälert. Und die inhaltliche schmälern könnte.


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Einem Plan zufolge sollen die Außeruniversitären in die Unis eingegliedert werden ( siehe Interview oben) . Der funktioniert aber nicht für alle. "Wo sollen wir als Forschungsinstitut für viele Disziplinen - Quellen der Ungleichheit, Soziale Solidarität, Religion und Säkularität - eingliedern?", fragt sich Sven Hartwig vom Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM). Als Teil eines Uni-Betriebs könnte man weniger flexibel auf aktuelle Ereignisse reagieren - das wäre ein Eingriff in die freie Programmgestaltung des Instituts. Einem zweiten Plan zufolge könnte das IWM ein politischer Think Tank werden. Doch das wäre kontraproduktiv zu dessen Auftrag: "Wir waren nie parteipolitisch konzipiert", betont Hartwig.

Andere Länder, wie die USA oder die Schweiz, greifen der außeruniversitären Forschung unter die Arme, weil diese meist interdisziplinär oder in neuen Bereichen arbeitet. "Es werden damit Themen aufgegriffen, die an traditionellen Institutionen - hierzulande Unis oder der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) - nicht gefördert werden können", sagt der IWM-Sprecher. In Österreich wird die derzeitige Vielfalt jedoch zumindest vorerst stagnieren.

Vielfalt ist nicht Thema

Als führende außeruniversitäre Grundlagenforschungseinrichtung ist die ÖAW mit einem stagnierenden Budget konfrontiert. Die für 2011 eingereichten Forschungsanträge liegen zwischen 20 und 40 Prozent über dem Budget 2010. Ähnlich ist es im Hochschulbereich: Die für die Unis im Budget vorgesehenen jährlich 80 Millionen Euro an "Offensivmitteln" werden 2011 und 2012 nicht in voller Höhe ausgeschüttet. Sondern sie werden zum Teil für 2013 und 2014 angespart. Zudem müssen aus ihnen auch die Overheads des Wissenschaftsfonds FWF, Mittel für die Fachhochschulen und die Umstrukturierung der Außeruniversitären bedient werden.

Österreichs Forschungspolitik befindet sich auf dem Scheideweg, wie es der FWF betont. Das Land gebe zwar mit 2,73 Prozent des Bruttoinlandsprodukts relativ viel für Forschung aus, aber zu wenig fließe in die Grundlagenforschung. Mit lediglich 0,4 Prozent Anteil der Ausgaben für die Grundlagenforschung liege es weit hinter den führenden Forschungsnationen und unter dem Durchschnitt der EU. In einem Papier auf seiner Homepage spricht die ÖAW gar von einem "wissenschaftlichem Entwicklungsland" Österreich.

Daran wird wohl auch die Forschungssstrategie der Bundesregierung nichts ändern. Sie soll nun nach langem Hin und Her nun doch im Februar präsentiert werden. Allerdings ist das Budget bereits beschlossen.