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Eines haben Heinz Rühmann und Lady Di, Franz Lehar und Bill Clinton, Oscar Wilde und Romy Schneider, Mozart und Maria-Theresia gemeinsam: Sie alle benützten Echt Kölnisch Wasser.
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Und dieses Echt Kölnisch Wasser ist soeben dreihundert Jahre alt geworden. Genauer gesagt: Die älteste bestehende Parfum-Fabrik der Welt wurde am 13. Juli 1709 in Köln gegründet.
In weiten Teilen Europas herrscht Hungersnot nach einem strengen Winter, der echte "Robinson Crusoe", der Schotte Selkirk wird geborgen, Prinz Eugen besiegt die französische Armee bei Malplaquet, Abraham a Sancta Clara stirbt in Wien.
In dieser Zeit macht sich ein Brüderpaar aus der relativ großen italienischen Gemeinde in Köln auf, die Welt der Duftwässerchen zu revolutionieren. Giovanni Batista und Giovanni Maria Farina betreiben ein Geschäft mit "französisch Kram", denn viel anderes ließ die eiserne Zunftregel im Cölln des Jahres 1709 für "Auswärtige" nicht zu. (Das volle Bürgerrecht erhielten die Farinas erst viel später.) Im Gegensatz zum heutigen Wortgebrauch war dieser "Kram" reiner Luxus: Seide, zarte Spitzen, Spezereien und edle Duftwässer aus aller Welt.
Herrschten bis dahin schwere Gerüche aus Moschus, Zimt oder Sandelholz vor, so experimentierte Johann Maria, der jüngere der beiden Brüder, mit einer Herstellungstechnik, die bereits im 16. Jahrhundert in Italien entwickelt worden war: Eine mit Hilfe von reinem, destilliertem Alkohol hergestellte Essenz aus ätherischen Ölen verschiedener Kräuter, insbesondere Zitruspflanzen. Italienische Limette, Bergamotte, Neroli, Petitgrain, Orangen, Zitronen, Pampelmuse, Zitrat waren die hauptsächlichen Ingredienzien.
Hauptzweck dieses "aqua mirabilis", dieses Wunderwassers war aber zunächst ein medizinischer. Äußerlich und innerlich angewandt, sollte es vor Kopf- und Magenschmerzen, ja sogar vor der Pest schützen. Da die Herstellung jedoch einen gleich bleibenden Duft garantierte - bis heute ist das streng geheime Originalrezept erhalten -, verschob sich das Gewicht bald auf das Olfaktorische.
Giovanni Maria, dem ein feines Näschen nachgesagt wird, beschreibt seine Kreation so: "Ich habe einen Duft gefunden, der mich an einen italienischen Frühlingsmorgen erinnert; an Bergnarzissen, Orangenblüten kurz nach dem Regen. Es erfrischt mich, stärkt meine Sinne und Phantasie".
Nach den üblichen Schwankungen des Geschäftsverlaufes bezogen die Farina-Brüder 1723 das Haus, das der Firma den Namen geben sollte, nämlich "Farina gegenüber" (dem Jülich-Platz), das sich bis heute im Familienbesitz befindet und ein "Duftmuseum" beherbergt.
Mit dem steigenden wirtschaftlichen Erfolg verband sich allmählich auch der gesellschaftliche Aufstieg der aus Santa Maria Maggiore stammenden Farinas. So war Johann Baptist Farina unter den Mitbegründern des "Kommitees des Kölner Karnevals", Initiator der "Gesellschaft der Aktionäre zur Errichtung eines neuen Theaters", Initiator der Rheinischen Eisenbahn sowie der Kölner Seeschifffahrtsgesellschaft. Die Farinas waren Gründungsmitglieder von Zoo, Flora und Botanischem Garten und Gründer der Rheinischen Musikgesellschaft. Sie veranstalteten nicht nur rauschende Gesellschaften, sondern blieben auch stets ihrer piemontesischen Heimat verpflichtet, wohin sie viel Geld transferierten.
"Eau de Cologne" ist zu einem weltumspannenden Markenbegriff geworden. Es hat den Namen Köln bis in den hintersten Winkel der Erde bekannt gemacht. Auch wenn die Hausnummer Glockengasse 4711 wesentlich bekannter wurde, so duftet das Original-Kölnischwasser heute noch genauso wie vor 300 Jahren. Und der Firmenchef heute heißt wie der Firmengründer: Johann Maria Farina.