Zum Hauptinhalt springen

Wie ein wirrer Traum

Von Hans-Paul Nosko

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Das Verhältnis von Alltagskultur und Kunst beleuchtete Montagabend das Ö1-Wissenschaftsmagazin "Dimensionen". Zuerst waren die Ashanti an der Reihe, die ihren Kindern, je nach dem Tag, an dem sie geboren werden, Eigenschaften zuschreiben, die sich später als selbst erfüllende Prophezeiung herausbilden.

Danach ging es um optische Täuschungen, runde und eckige Räume sowie um die Tatsache, dass Kunst Zugang zu dem schafft, was wir im Alltag nicht ausleben können. Auch Mel Gibsons Gewaltepos "Die Passion Christi" kam nicht zu kurz: Seine Darstellung körperlicher Gewalt sei deshalb ein Kunstwerk, weil die Zuseher dabei in rhythmischen Bewegungen mitleiden und mithoffen konnten. Sodann wur den Parallelen von Verfol gungsfilmen und Verfolgungs träumen vermutet, letztere befallen vor allem stressgeplagte Menschen, angeblich nachgewiesen durch die Beobachtung von Affen.

Weiter gings mit Kunst als Therapie. Ein Trainer trat auf, der Manager nach Rom zu Moses von Michelangelo führt, um anhand der Statue Führungsprobleme zu diskutieren. Die Angst, sich bei der Einschätzung von Kunst zu blamieren, stamme aus der Nazi-Zeit, hieß es dann, und am Ende war noch die Globalisierung dran, deren Auswirkungen auf die Psyche zu wenig erforscht seien.

Das alles in nur 25 Minuten. Aus jeder der acht Sequenzen hätte man locker eine tiefgehende Sendung basteln können. Das Ganze zusammen erinnerte an einen dieser Träume kurz vor dem Erwachen.