Zum Hauptinhalt springen

Wie eine stürmische Liebesbeziehung

Von David Ignatius

Kommentare
Der Autor war Chefredakteur der "International Herald Tribune". Seine Kolumne erscheint auch in der "Washington Post".

Die Partnerschaft von Pakistan und den USA steht auf wackeligen Beinen. Noch weiß man nicht ganz, ob eher Optimismus oder Skepsis angebracht ist. Es geht ständig auf- und abwärts.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Eines der Probleme zwischen den USA und Pakistan besteht im jahrzehntelangen Auf und Ab wie in einer stürmischen Liebesbeziehung. Das jüngste Gerede über einen wichtigen Durchbruch sollte man also besser mit Vorsicht und Skepsis betrachten. Regierungsvertreter aus Pakistan pflichten der optimistischen Sichtweise des Weißen Hauses bei: Die Stimmung habe sich stark verbessert, das Vertrauen kehre zurück.

Vorsichtig bleibt man jedoch auf beiden Seiten bei Militär und Geheimdiensten. Nicht zu viel dürfe man sich erwarten von der neuen Partnerschaft, heißt es. Mehr Vertrauen sei zwar da, aber nur, weil man einander mittlerweile besser kenne. Seit dem Regierungsantritt von US-Präsident Barack Obama habe es bereits 25 Besuche in Pakistan auf hoher diplomatischer Ebene gegeben, betont ein US-Regierungsvertreter. Dennoch bleibe immer noch eine gehörige Portion Misstrauen, meint Shuja Nawaz vom Atlantic Council, einem überparteilichen Thinktank.

Diese wechselhafte Geschichte der US-pakistanischen Beziehungen ist auch Gegenstand eines neuen CIA-Berichts. Zum Teil werde das Ebbe-Flut-Muster durch die handelnden Personen auf beiden Seiten erzeugt, heißt es darin.

Da Indien so zentral für das pakistanische Sicherheitsempfinden ist, wirkt die Wiederaufnahme hochrangiger Gespräche zwischen Indien und Pakistan aus Sicht der USA sehr ermutigend. Hinter den Kulissen war die US-Regierung nämlich eifrig damit beschäftigt, diese Kontakte aufzubauen und das Vertrauen zu stärken.

Der X-Faktor in den Beziehungen zwischen Indien und Pakistan ist Premier Manmohan Singh, der sich sehr für bessere Beziehungen zum Nachbarn einsetzt. Und die USA ihrerseits haben sich in Pakistan dafür starkgemacht, Singh als außergewöhnlich weitsichtigen Politiker anzuerkennen, mit dessen Hilfe sich in Neu-Delhi sonst verschlossene Türen unter Umständen öffnen lassen.

Die Inder haben ihrerseits jedoch bereits angekündigt, dass kein Fortschritt in den Beziehungen möglich sein wird, wenn nicht der pakistanische Geheimdienst militante Gruppen in Kaschmir, wie Lashkar-i-Taiba, unter Kontrolle bekommt. Versprechen wurden von pakistanischer Seite gemacht, bisher ist aber wenig Konkretes zur Beruhigung Indiens geschehen.

In Antwort auf pakistanische Sicherheitsbedenken hat die US-Regierung noch andere, wenn auch bisher wenig beachtete Schritte gesetzt. Einer davon ist, Pakistans Status als Atommacht implizit anzuerkennen, um kursierenden Verschwörungstheorien entgegenzuwirken, die USA wollten sich der pakistanischen Atomwaffen bemächtigen.

Barack Obama selbst hat einen frühen Schritt in diese Richtung getan: Im Juni 2009 sagte er zur pakistanischen Zeitung "Dawn": "Ich bin davon überzeugt, dass Pakistans Regierung ihr Atomarsenal schützt."

Das komplizierteste Thema bleibt aber Afghanistan. Bei der Gefangennahme von Mullah Abdul Ghani Baradar, der als Nummer zwei bei den Taliban und "wahre Goldmine" für die Geheimdienstarbeit gilt, haben die Pakistaner wichtige Hilfe geleistet. Es taucht aber auch immer wieder etwas Neues auf, was die Beziehungen belastet. So sind die Pakistaner in letzter Zeit beunruhigt, dass die USA einen Friedensdeal mit den afghanischen Taliban verhandeln, der sie als Vermittler ausmanövrieren könnte. "In Aussöhnungsgesprächen muss Pakistan seinen festen Platz am Tisch haben", ist dazu aus pakistanischen Regierungskreisen zu hören. Wir könnten alle sehr froh sein, wenn das tatsächlich das größte Problem wäre.

Übersetzung: Redaktion