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Wie Firmen ihre "Konfliktkosten" reduzieren können

Von Andrea Möchel

Wirtschaft
Konflikte können Teams schaden und zu gehäuften Krankenständen und Arbeitsunfällen führen.
© © Peter Atkins - Fotolia

Teamgeist-Barometer macht versteckte Konflikte in Unternehmen transparent.


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Wien. Konflikte können ein Unternehmen beflügeln - wenn zum Beispiel über Probleme konstruktiv gestritten wird. Konflikte können ein Unternehmen aber auch beschädigen - wenn Streitigkeiten die Mitarbeiter derart belasten, dass sich Krankenstände und Arbeitsunfälle häufen.

"Wie viel Prozent Ihrer Arbeitszeit sind Sie von Konflikten betroffen?" Diese Frage sollten Führungskräfte daher bei jeder Mitarbeiterbefragung stellen. Wie es um den Teamgeist im Unternehmen bestellt ist, kann man zusätzlich mithilfe des Österreichischen Teamgeist-Barometers (ÖTB) messen. Dieses wurde von der Konfliktforscherin und Mediatorin Elvira Hauska mit ihrer Initiative zur Förderung des kooperativen Zusammenlebens "inCoop" entwickelt.

"Teams brauchen zur optimalen Zusammenarbeit das richtige Arbeitsklima", betont Hauska. "Das von uns entwickelte Teamgeist-Barometer unterstützt als Frühwarnsystem Führungskräfte dabei, sich über das aktuelle Betriebsklima auf dem Laufenden zu halten."

Das Wirtschaftsforum der Führungskräfte (WdF), Österreichs größtes unabhängiges Manager-Netzwerk, hat seine Mitglieder bereits zum zweiten Mal befragt, wie es um den Teamgeist in ihren Unternehmen bestellt ist. Zentrales Ergebnis: Der Anteil der konfliktbeladenen Arbeitszeit ist von 20 Prozent im Jahr 2011 auf 21 Prozent gestiegen, was bei den Konfliktkosten einem Plus von acht Prozent entspricht.

"Die Konfliktthemen, die die Manager laut Befragung am meisten belasten, sind Frust und Unzufriedenheit mit der Leistung der Kollegen, unklare Aufgabenstellungen und unterschiedliche Wertvorstellungen", erklärt Studienautorin Elvira Hauska. "Außerdem gibt es eine Zunahme der Belastung durch strukturelle Konflikte."

"Frustrierte und Players"

Auffallend an der aktuellen Teamgeist-Befragung ist das starke Ansteigen der Konfliktzeit bei den sogenannten "Teamfrustrierten". Das sind jene Personen, die bereits innerlich gekündigt haben, und die durch länger dauernde Konflikte die eigentlichen Aufgaben weitgehend nicht mehr erledigen können. Deren Konfliktzeit stieg von 43 Prozent ihrer Arbeitszeit (2011) auf 59 Prozent in der aktuellen Befragung. Die damit verbundenen Kosten für Arbeitgeber betragen laut Studie 3425 Euro je Führungskraft und Monat. So genannte "Teamplayer" schlagen sich hingegen nur elf Prozent ihrer Arbeitszeit mit Konflikten herum - der entsprechende Kostensatz beträgt bei ihnen 989 Euro pro Manager und Monat. Erstmals wurden in den Fragenkatalog des Teamgeist-Barometers auch die Themen Orientierung, Anerkennung und Wertschätzung aufgenommen. "Die so genannten ,Fairnessfaktoren‘ ermöglichen eine effektivere Bewertung für die Gesundheit im betrieblichen Umfeld", sagt Anselm Eder, Soziologe der Universität Wien.

Und sie sind bei "Teamfrustrierten" und "Teamplayern" enorm unterschiedlich ausgeprägt: So werden im Umfeld von Teamfrustrierten nur 32 Prozent der Vereinbarungen eingehalten, während es bei den Teamplayern 85 Prozent sind. 77 Prozent der Teamfrustrierten bekommen von ihrem Vorgesetzten zu spüren, dass er sich ihnen überlegen fühlt, bei den Teamplayern leiden nur 13 Prozent unter fehlender Wertschätzung. Die Leistungen der Teamfrustrierten werden von ihrem Umfeld nur zu 15 Prozent gewürdigt, bei den Teamplayern zu 74 Prozent.

"Ein bisher stark vernachlässigter Punkt ist die Auseinandersetzung mit verdeckten Konflikten", kommentiert Hauska das Ergebnis. "Mithilfe des Teamgeist-Barometers kann man aber auch diese transparent machen."

Nutzen als Frühwarnsystem

So geschehen bei der Vöslauer Mineralwasser AG, die das Instrument des Teamgeist-Barometers 2011 erstmals als Teil eines Integrierten Konfliktmanagement-Systems nutzte. Anlass waren neun Arbeitsunfälle im Jahr 2009. Neben der Bestätigung der guten Aufstellung des Teams brachte das Teamgeist-Barometer dem Unternehmen auch Hinweise auf bestehende Verbesserungspotenziale.

"Wir haben keine einzige ,teamfrustrierte‘ Führungskraft und einen Teamgeist-Wert, der deutlich über dem Durchschnitt liegt", sagt Vöslauer-Vorstand Herbert Schlossnikl. "Trotzdem meinen fast alle Personen aus dem Führungsteam, dass es verdeckte Konflikte gibt. Durch das Teamgeist-Barometer bekommt man ein sehr rasches Stimmungsbild, auf das man dann reagieren kann." Offenbar mit Erfolg: Die Zahl der Arbeitsunfälle hat sich bei Vöslauer 2011 auf zwei reduziert.