Zum Hauptinhalt springen

Wie gefährlich ist das Impfen?

Von Christa Karas

Wissen

Rötungen an der Einstichstelle und leichtes Fieber sind häufigste Reaktionen. | Wien. Immer wieder die Pocken: Anfang des 10. Jahrhunderts immunisierten chinesische Ärzte erstmals Menschen via Nase mit dem abgeschwächten Erreger aus den Narbenkrusten von Patienten, welche die Krankheit überlebt hatten. In Österreich war es am 10. Dezember 1800, als die erste öffentliche Pocken-Impfaktion in Brunn am Gebirge stattfand, den letzten Pockenfall gab es hier 1946. Im Jahr 1980 war das Variola-Virus, das vermutlich mehr Todesopfer als alle anderen Seuchen zusammen gefordert hatte, dann endlich weltweit ausgerottet.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 16 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Die Kausalität zwischen der Maßnahme - Impfung - und dem Ergebnis - Vernichtung einer Seuche - ist offensichtlich, auch wenn Impfgegner gerne behaupten, dieses Resultat sei bloß auf verbesserte Lebensumstände zurückzuführen (die es ja in zahlreichen Ländern der Dritten Welt gar nicht gibt). Allerdings: Der Impfstoff aus Kuhpocken (die beim Menschen leicht verlaufen, aber gegen die "echten" Pocken immunisieren), aus dem der Begriff "Vaccine" generell für Impfstoffe abgeleitet wurde, hatte auch fatale Folgen. Zehn von 100.000 damit Geimpften starben und es gab zahlreiche Opfer von Gehirnentzündungen mit schweren Behinderungen. Die Mehrzahl der 81 Menschen mit anerkannter Impfschädigung, für die das österreichische Bundessozialamt Entschädigung leistet, sind Opfer der seinerzeitigen Pockenimpfung, so Marcus Müllner von der Ages (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit).

Wozu Polioimpfung?

Dramatisch waren auch die Auswirkungen der Poliomyelitis (Kinderlähmung), die vor allem Mitte des 20. Jahrhunderts bei Millionen von Kindern und Jugendlichen zu schweren Dauerschäden führte. Die Zahlung nach Einführung zunächst der Schluckimpfung und dann mit dem von Jonas Edward Salk 1962 entwickelten parenteralen Poliomyelitis-Impfstoff sprechen für sich: Gab es in Österreich zwischen 1946 und 1961 noch 12.620 Erkrankungs- und 1426 Todesfälle, so erkrankten im Zeitraum von 1962 bis 1980 nur mehr 37 Österreicher an Kinderlähmung, bei sechs verlief die Erkrankung tödlich, zuletzt 1973. Da die Kinderlähmung aber in anderen Erdteilen noch immer sporadisch auftritt, wird auch heute noch bei uns dagegen geimpft.

Tuberkulose-Fälle

Anders bei der Tuberkulose-Impfung (BCG). Diese, seit dem Zweiten Weltkrieg umfassend verwendet, wird seit 2000 vom Obersten Sanitätsrat nicht mehr empfohlen - schon in der Dekade zuvor, seit 1991, wurde die Impfung nur mehr bei erhöhter Ansteckungsgefahr verabreicht. Durch bessere hygienische Verhältnisse und die BCG-Impfung gab es seit 1954 im Schnitt alle 14,5 Jahre in Österreich eine Halbierung der Tuberkulose-Fallzahlen. Seit 1990 steigt die Zahl der gemeldeten Erkrankungsfälle im Kindesalter allerdings wieder leicht an.

Beipacktexte informieren indessen oft in nicht ganz verständlicher Weise über Nebenwirkungen. Im Fall der in Österreich nach umfangreichen Studien und Tests zugelassenen Impfungen handelt es sich dabei meistens um Schmerzen oder Rötungen an der Einstichstelle, Symptome einer leichten Grippe, Muskelschmerzen, Müdigkeit, Unwohlsein und gastro-intestinale Beschwerden, die nach kurzer Zeit vergehen.

Was "häufig" bedeutet

In Einzelfällen kann es auch zu allergischen Reaktionen auf Wirkstoffkomponenten bis zum Schock kommen, weshalb empfohlen wird, zur Sicherheit noch einige Minuten in der Arztpraxis zu bleiben bzw. bei später auftretenden Symptomen sofort den Arzt zu konsultieren. - Die Kategorisierung von Nebenwirkungen bedeutet bei "sehr häufig" mehr als zehn Prozent der Fälle, bei "häufig" ein bis zehn Prozent, bei "gelegentlich" 0,01 bis 0,1 Prozent und bei "sehr selten" unter 0,01 Prozent einschließlich der Einzelfälle.

Nichts zu halten ist von "Alternativen Impfprogrammen", die unter Vorgabe der "Schonung" empfehlen, Kinder erst ab dem 12. Lebensjahr zu impfen. Auch dahinter stecken Impfgegner-Gruppen, die sehr wohl wissen, dass die meisten Kinder dann schon durch eine Erkrankung immunisiert sind.