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Zu Weihnachten wird es Zusammentreffen geben. Ein kleiner Leitfaden, wie das Risiko gesenkt werden kann.
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Zwölf Tage sind es noch bis zum Heiligen Abend. Zwölf Tage, in denen die Fallzahlen möglichst tief sinken sollten. Doch selbst wenn sich bis dahin die gegenwärtige Rate der Abnahme fortsetzt, und angesichts der Rückkehr in einen nur teilweisen Lockdown ist das fraglich, würden sich rund um den Heiligen Abend etwa 1.500 Personen täglich infizieren. Anders formuliert: Wenn sich überall im Land Familien unterm Christbaum versammeln, würden etwa 40.000 Menschen das Virus in sich tragen. Und das wären nur die bekannten Infektionen. Mitte November lag die tatsächliche Zahl gemäß der Dunkelziffer-Studie der Statistik Austria zweimal darüber.
Auch wenn nur ein Teil der Infizierten hochinfektiös ist, birgt das Weihnachtsfest erhebliche Risiken. Das besinnliche Beisammensein wird für einige Familien Wochen später tragisch enden, davon ist auszugehen. "Wenn es das letzte Weihnachten mit den Großeltern war, werden wir etwas versäumt haben", sagte die deutsche Kanzlerin Angela Merkel diese Woche in ihrer Rede im Bundestag. Neben dem individuellen Risiko besteht auch das epidemiologische, dass sich die Infektionszahlen durch diese Zusammenkünfte nach oben skalieren. Und zwar rasant.
Der Plan der Regierung lautet, dass am 24. und 25. Dezember bis zu zehn Personen zusammentreffen können. Ursprünglich war auch der Stefanitag vorgesehen, das wurde nach einer Sitzung mit den Landeshauptleuten am Freitag aber wieder zurückgenommen. Auch angesichts der Entwicklungen in Deutschland ("Ferien-Lockdown") und Frankreich (Ausgangssperre zu Silvester) überprüfte die Regierung ihr eigenes Vorhaben. Die Ausgangsbeschränkungen (20 bis 6 Uhr) werden zwar, wie geplant, für die Silvesternacht fallen, die Kontaktbeschränkungen, die derzeit und ab 26. Dezember wieder gelten (Treffen mit maximal einem anderen Haushalt) bleiben aber in Kraft.
Dass es aber jedenfalls zu Feierlichkeiten in vielen Familien kommen wird, ist eine realistische Annahme. Doch wie lässt sich ein halbwegs sicheres Fest gewährleisten? Zunächst gilt es, das Risiko zu minimieren, dass das Coronavirus ebenfalls unter dem Christbaum sitzt. "Selbstquarantäne ist eine gute Idee", sagt der Hygiene-Facharzt Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien. Der Idealfall wären 14 Tage, denn so lange kann es von der Ansteckung bis zum Ende der Infektiosität dauern. Mit jedem Tag weniger steigt die Wahrscheinlichkeit einer unentdeckten Infektion. "Aber auch eine Woche ist in Ordnung", ergänzt er. Dadurch sei das Risiko zumindest reduziert.
Tests und Selbstisolation
Die Selbstisolation ist oft nicht möglich, sei es beruflich oder schulisch. Während in Deutschland die Ferien am 19. Dezember beginnen und Merkel um eine Vorverlegung um drei Tage bat, ist in Österreich am 23. Dezember Schluss. Eine vorsorgliche Quarantäne ginge sich dann nicht aus. Laut den Bildungsdirektionen in Wien und Niederösterreich hat es bisher aber auch keine diesbezüglichen Anfragen von Eltern gegeben.
Eine weitere Option, das Risiko zu minimieren, bieten grundsätzlich Antigentests. Doch auch ein negatives Ergebnis sollte nur als Risikoreduktion, nicht als garantierte Coronafreiheit interpretiert werden, da selbst gute Tests nur bei hoher Virusmenge verlässliche Ergebnisse liefern und zudem von den mittlerweile 250 verschiedenen Anbietern nicht alle Tests halten, was sie versprechen. Eine Übersicht über die Qualität all dieser Schnelltests gibt es aber nicht. Zu beachten ist auch: Je mehr Zeit zwischen Test und Fest liegt, desto eher kann eine unentdeckte Infektion vorliegen. "Am Folgetag kann ich schon ansteckend sein", sagt Hutter.
Doch wie kommt man zu diesen Tests? In Wien steht das Austria Center zur Verfügung, es hat auch am 24. Dezember geöffnet, 15.000 Schnelltests können dort durchgeführt werden. Auch in immer mehr Apotheken werden Antigentests angeboten oder direkt Verkauf. Von Selbsttests rät Hutter jedoch dringend ab. Gibt es allerdings in der Familie geschultes und geschicktes Personal, etwa aus Gesundheitsberufen, wäre ein kleiner Familientest unmittelbar vor der Bescherung eine Option. "Ein Freibrief ist das aber alles nicht." Auch mit Quarantäne und Schnelltests sollte anders als sonst gefeiert werden.
Auf leichte Symptome achten
Tückisch an Covid-19 ist, dass die ersten Symptome oft erst im Nachhinein als solche erkannt werden. Die Krankheit kann mit einfachem Unwohlsein, mit leichtem Halskratzen, mit Kopfweh beginnen. Das hat man bald einmal. "Auf Krankheitssymptome gilt es immer aufzupassen, aber in dieser Zeit noch viel feinfühliger", sagt Hutter. "Man muss ehrlich auf alles hören." Und dann auch richtig reagieren. Auch geringste Symptome sollten heuer abgeklärt werden. In Wien stehen dafür 16 Corona-Checkboxen zur Verfügung, bei denen Schnelltest gemacht werden. Wie beim Austria Center ist das Angebot kostenlos. Vom Land Niederösterreich wird nur auf kostenpflichtige Labors und private Teststationen verwiesen, die Wirtschaftskammer hat dazu eine Übersicht erstellt. Die Kosten liegen zwischen 20 und 55 Euro.
Für die Feierlichkeiten selbst gilt: je weniger, desto besser. Tourneen durch die gesamte Großfamilie sollten vermieden werden. Und trifft man die Familie, sollte nicht zusätzlich noch der Freundeskreis besucht werden. "Man muss Prioritäten setzen", sagt Hutter. Auch auf die Dauer kommt es an. "Sie ist ein wichtiger Faktor." Je länger, desto eher könne man sich näher kommen oder wird einmal kurz gehustet. Zudem verbreiten sich in geschlossenen Räumen Aerosole beim Sprechen.
"Unbedingt lüften!", sagt Hutter, jede halbe Stunde für fünf Minuten. Und zwar Stoßlüften. "Das ständig gekippte Fenster ist unnötig." Auf Abstandsregeln sollte geachtet werden, wobei Hutter Realist ist. Bei Familienfeiern ist das nicht möglich. "Es wird zu Umarmungen kommen, und das ist auch okay", sagt er. Man könne diese auch sicherer gestalten. "Ich mache sie kurz und halte die Luft an", sagt der Mediziner. "Es ist ja auch ein Fest der Liebe."