)
Firmenchefs erkennen das Risiko durch den Klimawandel. Der Wille zur Veränderung ist grundsätzlich da.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 1 Jahr in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Eine PwC-Befragung unter mehr als 1.200 CEOs zeigt: Der Klimawandel zählt zu den am schnellsten wachsenden Bedrohungen für europäische Unternehmen. Mit Blick auf die kommenden fünf Jahre bereitet er 24 Prozent der europäischen CEOs Kopfzerbrechen und liegt damit auf Platz fünf der größten Sorgen. Davor liegen Themen wie Inflation, geopolitische Konflikte, makroökonomische Volatilität und Cyberrisiken. Europäische Firmenchefs gelten beim Klimaschutz als globale Vorreiter. Auch, weil sie sich früher mit Richtlinien beschäftigen mussten als andere. Etwa drei Viertel der europäischen Firmenchefs gaben an, Maßnahmen zur Senkung von CO2-Emissionen umgesetzt zu haben oder daran zu arbeiten.
Auf den ersten Blick eine erfreuliche Nachricht. Gleichzeitig ist Österreich auf dem Weg, die EU-Klimaziele für 2030 zu verfehlen. Ein Paradoxon? Die wichtige Frage, die sich hier stellt, lautet: Wie stark ist die Dekarbonisierung im Kerngeschäft österreichischer wie europäischer Unternehmen integriert? Und sind die Ambitionen ausreichend? In den vergangenen Jahren wurde die Erstellung des Nachhaltigkeitsberichts eher Marketing-seitig begleitet, geschmückt mit gutaussehenden Maßnahmen. Wissen über die tatsächlichen Auswirkungen des Kerngeschäfts auf die Umwelt war leider kaum vorhanden. Unternehmen müssen sich dieses nun aufbauen. Es zählen messbare, vergleichbare Daten.
Hier setzt die kommende EU-Regulatorik an. Um die Transparenz in puncto Umwelt und Sozialem zu fördern und Investitionen in nachhaltig agierende Unternehmen zu lenken, hebt die EU-Kommission die nicht-finanzielle Berichterstattung (ehemals "Nachhaltigkeitsbericht") auf Augenhöhe mit der finanziellen Berichterstattung. Das passiert etwa im Rahmen der "Corporate Sustainability Reporting Directive". Wesentlicher Teil davon sind einheitliche "European Sustainability Reporting Standards". Diese fordern belegbare Zahlen in mehr als 100 (!) Feldern. Ein wichtiger Aspekt: Informationen zur Nachhaltigkeit werden nun Teil des Lageberichts sein und daher einer verpflichtenden, externen Prüfung unterliegen. Das erste Set an Standards wird diesen Sommer in Kraft gesetzt. Dann erhalten Unternehmen Klarheit, was auf sie zukommt.
Im ersten Schritt betrifft dies kapitalmarktorientierte Großunternehmen. 2025 müssen sie erstmals über das Geschäftsjahr 2024 berichten. Sie müssen sich schon jetzt auf die Regulierungen vorbereiten. Viele unterschätzen noch den Aufwand. Denn es braucht erhebliche Vorlaufzeit, die strukturellen Prozesse, das Know-how sowie die benötigte Datenlage für das Reporting aufzubauen. Indirekt betrifft das auch kleinere Firmen, etwa durch die Lieferantenanforderungen großer Unternehmen an ihre Zulieferer. Auch Klein- und Mittelunternehmen werden mehrere Jahre benötigen, um Datenprozesse und ESG-Performance (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) nachzuziehen. Die ESG-Transformation ist nicht verhandelbar. Druck kommt von allen Seiten: von Investoren, Kunden, Lieferanten, Beschäftigten und der Regulatorik. Doch es gilt: ESG ist machbar.