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Wie geht’s weiter, Teamchef?

Von Clemens Neuhold

Politik

Team Salzburg holt Ex-Torwart Konrad; in Tirol der nächste Kapitän gefeuert.


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Wien. Je länger Teamchef Frank Stronach in Kanada weilt, desto größer wird die Unruhe in seinem Team. In vier Wochen wählt Tirol, in fünf Wochen Salzburg. In beiden Ländern wird Stronach antreten, aber in seinem Team gibt es bis zuletzt heftige Rochaden.

Stronach selbst kommt nach Ostern aus Kanada, wo er auch aus steuerlichen Gründen anwesend sein muss. Dann wird er sich, sagt Sprecher Walter Rettenmoser, aktiv in beide Wahlkämpfe einschalten. Eines ist klar: Er muss sich viele neue Namen einprägen, denn was die Wechsel im Team betrifft, wären die im Fußball erlaubten drei Spieler pro Match nicht ausreichend.

Rechtliche Schritte gegen Spitzenkandidaten in Tirol

In Tirol flog der erst am 6. März präsentierte Spitzenkandidat Walter Jenewein am Mittwoch wieder aus dem Team. Dieser hatte sich mit einer eigenen "Stronach"-Liste selbstständig gemacht. Davor soll Jenewein, so Rettenmoser, auf Tauchstation gegangen sein. "Er hat einen Kurs verfolgt, der uns nicht gepasst hat", sagt der Team-Sprecher, der alle möglichen, rechtlichen Schritte ankündigt, sollte die Liste nicht zurückgezogen werden. Hauptanwalt für Stronach ist übrigens Ex-Justizminister Michael Krüger, der im Jahr 2000 für die FPÖ ganze 25 Tage das Amt bekleidete.

Damit nicht genug hat auch der bisherige Tiroler Landesgeschäftsführer von Stronach, Hans-Peter Mayr, seine eigene Stronach-Liste eingereicht. Der zweite Abtrünnige war für das echte Team Stronach ebenfalls nicht mehr erreichbar.

Jenewein, den das Team Stronach auf "Twitter" als "Kuckucks-Ei der ÖVP und der Agrargemeinschaften" bezeichnet, war selbst eine Notlösung, nachdem davor Alois Wechselberger das Team verlassen musste. Dem ehemaligen FPÖ-Bezirksobmann und späteren Listen-Gründer wird vorgeworfen, hinter einer rechten Hetz-Homepage zu stehen, was dieser bestreitet.

Nun übernimmt die unbekannte Arzthelferin Sonja Ulmer von Wechselberger und Jenewein die Kapitänsschleife. Ein Einzug in den Tiroler Landtag wird noch ein hartes Match. Denn die Tiroler Politlandschaft ist von zahlreichen Listen wie jener des Transit-Gegners Fritz Gurgiser oder der Liste Fritz von Fritz Dinkhauser geprägt. Dinkhauser selbst, der 2008 erstaunliche 18 Prozent holte, tritt nicht mehr an.

In Tirol ist der ÖVP-Landeshauptmann Günther Platter nur durch sein fehlendes Charisma und nicht - wie in Salzburg - durch einen Finanzskandal geschwächt, dementsprechend kleiner ist das Protestpotenzial. In Umfragen liegt Stronach zwischen vier und sechs Prozent.

Wesentlich runder läuft es für Stronach in Salzburg. Der Einzug in den Landtag ist dort praktisch aufgelegt, oder wie es ein Politologe ausdrückt: "Er wäre blöd, dort nicht anzutreten, man braucht sich Proteststimmen ja nur abzuholen." In Salzburg liegt Stronach in Umfragen zwischen sechs und acht Prozent.

Der Salzburger Team-Kapitän ist im Gegensatz zu Tirol kein No-Name, sondern der Bürgermeister von Goldegg (Pongau), Hans Mayr. Mayr war lange ÖVP-Mitglied und Filialleiter der Hypo-Bank. Die ÖVP verließ er Ende Februar, aus der Hypo Salzburg scheidet er nun aus. Er habe es nicht mehr ertragen, dass die ÖVP ihre Mitschuld am Salzburger Finanzskandal abschiebe.

Aus der ÖVP ist zu hören, Mayr habe sich zwei Mal um höhere Weihen in der ÖVP beworben und sei leer ausgegangen; die Enttäuschung darüber soll mit eine Rolle spielen.

Verliert Nationalteam Torwarttrainer an Stronach?

Als Nummer zwei hinter Mayr steht der ehemalige Teamtorhüter Otto Konrad, der mit Salzburg in den 90er Jahren seine größten Erfolge feierte und im Bundesland entsprechend bekannt ist. Konrad ist Steirer, soll aber einen Wohnsitz in Salzburg haben, sagt Rettenmoser. Im österreichischen Fußballverband ÖFB wird derzeit beraten, ob Konrad weiterhin Tormanntrainer sein darf. Ein politisches Amt ist mit den ÖFB-Statuten eigentlich nicht vereinbar.

In Niederösterreich ist die Verwirrung komplett, wer Klubobmann wird. Erst hieß es Ernest - oder wie Stronach sagt - "Ernst" Gabmann, der Sohn des einstigen Stellvertreters von Landeshauptmann Erwin Pröll, Ernest Gabmann senior. Dann tauschte ihn Stronach kurzerhand gegen den ehemaligen Rechnungshof-Beamten Walter Laki aus, dann war kurz wieder Gabmann an der Spitze. Doch soll laut Rettenmoser wieder feststehen: "Laki ist designierter Klubobmann."

Bekannte Legionäre im Hintergrund

Neuer starker Mann im überregionalen Team ist der Westbahn-Gründer Stefan Wehinger (siehe unten). Er ist Stronachs neuer Generalsekretär in Österreich und Schnittstelle zwischen dem Team und "ihm".

Rudolf Fußi, der mit seinem Anti-Eurofighter-Volksbegehren bekannt wurde, wird nach Niederösterreich auch die Wahlkämpfe in Tirol und Salzburg managen. "Er berät uns - wie auch andere Kunden - als externe Agentur, macht die Schaltpläne (für die Wahlwerbung, Anm.) und bietet Trainings an", sagt Rettenmoser. Er habe ein durchaus "enges Verhältnis zu uns".

Wer Stronach bis zur Nationalratswahl am nächsten kommen darf, weiß nur der Coach selbst.