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Wie grün sind die Öffis?

Von Bernd Vasari

Politik
Nur noch mit Diesel - mit Ausnahme von drei E-Buslinien - wird die Wiener Öffi-Busflotte ab 2019 angetrieben werden.
© Wiener Linien/Zinner

Die Wiener Linien setzten auf Diesel von Daimler. Der Autobauer soll Abgasmessungen manipuliert haben.


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Wien/Stuttgart/Berlin. Die Umstellung der gesamten städtischen Busflotte wurde von den Wiener Linien als große "Modernisierung" angekündigt. Statt mit Flüssiggas sollen die Busse in Zukunft mit Diesel angetrieben werden, so der Plan. Der grüne Daumen durfte in der Argumentation nicht fehlen. Beim Kauf der Fahrzeuge seien Umweltfreundlichkeit, niedrigste Emissionswerte und die deutliche Unterschreitung der Abgasnorm Euro-6 wesentliche Punkte für den Zuschlag gewesen.

Bis 2019 soll der Austausch abgeschlossen sein. Dann werden in Wien - mit Ausnahme von drei E-Buslinien - nur noch Dieselbusse von Daimler unterwegs sein.

Doch wie grün ist der Daumen der Daimler-Flotte tatsächlich?

Wie "Süddeutsche Zeitung", NDR und WDR berichten, könnte der deutsche Autobauer viel stärker in die Abgas-Affäre bei Diesel-Fahrzeugen verstrickt sein, als bisher bekannt. Bei mehr als einer Million Fahrzeuge sollen demnach Motoren eingebaut sein, bei denen die Abgasmessungen manipuliert wurden. Daimler wollte mit Verweis auf das laufende Verfahren dazu keinen Kommentar abgeben.

Ende Mai hatte ein Großaufgebot von Polizei und Staatsanwaltschaft zahlreiche Daimler Standorte durchsucht, um Beweismaterial sicherzustellen. Der Verdacht der Ermittler: Betrug und strafbare Werbung "im Zusammenhang mit der Manipulation der Abgasnachbehandlung an Diesel-Pkw".

Süddeutsche, NDR und WDR berichten, Daimler solle von 2008 bis 2016 in Europa und den USA, Fahrzeuge mit einem unzulässig hohen Schadstoffausstoß verkauft haben. Die Staatsanwaltschaft ermittle gegen zwei Daimler-Beschäftigte wegen des Verdachts, Kunden seien mit verbotener Werbung in die Irre geführt und betrogen worden. Es sei davon auszugehen, dass weitere Konzern-Mitarbeiter an den mutmaßlichen Taten mitgewirkt hätten.

"Daimler-Busse habendie besten Werte"

Sollten die Vorwürfe wahr sein, könnte das auch für die Busflotte der Wiener Linien Folgen haben. Schließlich wären die Manipulationen ein schwerer Vertrauensbruch des Autobauers gegenüber seinen Kunden.

Bei den Wiener Linien sieht man das hingegen anders: "Die Busse wurden im vorhinein getestet und wir haben festgestellt, dass wir mit den Diesel-Bussen die besten Werte erzielen", sagt Daniel Amann, Sprecher der Wiener Linien. Ob die Vorwürfe gegen Daimler stimmen, bleibe zudem abzuwarten.

Während man in Wien noch auf Dieselantrieb setzt, wollen andere europäische Städte ihre Öffi-Busse bereits mit Strom-Fahrzeugen ausstatten. Darunter etwa die Stadt Hamburg. Der politische Auftrag an die Öffi-Betreiber Hamburger Hochbahn ist klar. Ab 2020 darf die Hochbahn nur noch strombetriebene Busse kaufen. Bis 2030 sollen in Hamburg dann alle 943 öffentlichen Busse mit Strom angetrieben werden.

Laut derzeitigem Stand fahren die ersten Modelle etwa 150 Kilometer, bevor sie erneut geladen werden müssen. Bereits ab 2025 werde es aber Batteriebusse mit einer Reichweite von 200 bis 300 Kilometern geben, die sofort eingesetzt werden sollen. Ihre Ladeleistung beträgt 150 Kilowatt.

"Elektro-Antriebist die Zukunft"

In Wien gibt es derzeit zwei vollelektrisch betriebene Innenstadtbuslinien. Als nächsten Schritt sollen zwölf Meter lange E-Busse im Echtbetrieb getestet werden. Derzeit laufe noch die Ausschreibung für die Modelle. Bis wann die komplette Flotte elektrisch betrieben wird, ist noch unklar. "Die E-Technologie ist noch nicht soweit vorangeschritten, dass das für die großen Linien in Wien schon ausreicht", erklärt Amann. "Darum gehen wir einen Schritt nach dem anderen."

Bei den Herstellern ist man überzeugt, dass die Zukunft der städtischen Busflotten elektrisch ist. Bei der Berliner Jahreskonferenz des Verbands der deutschen Autoindustrie (VDA) im April verwiesen MAN und Bombardier Primove auf ihre bereits in Serie produzierten Busse. In Braunschweig, Berlin, Mannheim und Brugge führt Bombardier seit drei Jahren einen Linienbetrieb durch.

Und auch Daimler denkt über einen Umstieg von Diesel auf Elektro-Antriebe nach. "Die Zeit ist reif, um Elektroantrieb für die Serie zu entwickeln", sagt Wolfgang Prokopp von Daimler Busses. Beim Stand der Technik gebe es aber noch viel zu tun.