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Wie halten wir es mit der Religion?

Von Walter Hämmerle

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Die Hofburg-Wahl am 25. April bietet wenig Platz für Spannung. Allein die Frage, wie der harte Kern der überzeugten Katholiken wählt, ist für alle Bewerber von Bedeutung.


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"Nun sag, wie hältst du’s mit der Religion?", begehrt Margarete, Gretchen genannt, von ihrem Doktor Faustus zu wissen.

Für die allermeisten Österreicher stellt sich diese Frage zumindest in der Politik längst schon nicht mehr. Und bei den Bundespräsidentschaftswahlen am 25. April wird sich zeigen, ob der Faktor Religion selbst bei der anders denkenden Minderheit noch zu einer nennenswerten Mobilisierung taugt: Von den drei Kandidaten sind mit Amtsinhaber Heinz Fischer und FPÖ-Kandidatin Barbara Rosenkranz zwei Bewerber ohne religiöses Bekenntnis; der dritte im Bunde, Rudolf Gehring, ist dagegen Obmann der Christlichen Partei Österreich.

Dort, wo eine deklarierte Christen-Partei in den letzten Jahren zu Wahlen antrat, blieb sie stets unter der Wahrnehmungsschwelle. Entsprechend dünn gesät ist deshalb das empirische Datenmaterial zu Gehrings realistischem Stimmenpotenzial.

Was es jedoch gibt, sind Daten über das bisherige Wahlverhalten der Bürger aufgeschlüsselt nach ihrem Verhältnis zur Religion. Laut GfK Austria deklarierte sich bei den Nationalratswahlen 2008 jeder fünfte Wähler als regelmäßiger, das heißt allsonntäglicher katholischer Kirchgänger; als katholische Randwähler werden jene 56 Prozent bezeichnet, die mitunter zur Messe gehen; 15 Prozent waren ohne Bekenntnis, 6 Prozent Protestanten und 3 Prozent sonstige.

Damals wie auch bei allen vorangegangenen Wahlen konnte die Volkspartei mit 50 Prozent das Gros des katholischen Kerns auf sich vereinen. Alle anderen Kategorien hielten sich an das allgemeine Wahlergebnis, das die SPÖ als stärkste Kraft ermittelte.

Für den 25. April aber hat die ÖVP keinen Kandidaten nominiert. Bleibt die Frage, wie die überzeugten Katholiken abstimmen werden - 2008 betrug deren Wähleranteil laut GfK immerhin 980.000 Stimmen, allein 490.000 entfielen auf die Volkspartei, die insgesamt nur auf 1,27 Millionen Wähler kam.

Tatsächlich reduziert sich die Spannung an diesem Wahlabend auf zwei Fragen: Wie tief sinkt die Wahlbeteiligung und wie verhalten sich die konservativen Kernwähler der ÖVP?

Rosenkranz und Gehring werben beide mit dem Thema Familie um diese Gruppe. Welche Rolle aber spielt die Religion?

Bemerkenswert ist, dass die FPÖ bei diesem Wahlkampf ihre größten Wachstumsbereiche links liegen lässt: Mit Strache mutierte die Partei zur Jugend- und Arbeiterpartei, Rosenkranz dürfte kaum ein zugkräftiges Angebot für diese beiden Gruppen darstellen.

Übrigens, Gretchen hat keine Illusionen bezüglich der christlichen Gefühle ihres angehimmelten Faust: "Du bist ein herzlich guter Mensch, allein ich glaub’, du hältst nicht viel davon." Das könnte auch auf die Wähler zutreffen.