Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 8 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
26 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer fühlt man sich wieder in die Zeit des sportlichen Kalten Krieges zurückversetzt. Denn wenn all das, was die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada in ihrem spektakulären Bericht dem russischen Leichtathletikverband vorwirft, stimmt, dann ist staatlich organisiertes Doping wahrlich kein untauglicher Begriff dafür. Natürlich aufgepeppt mit individualisierten kapitalistischen Zügen - denn nur wer kräftig in das korrupte System einzahlte, dessen positive Dopingprobe wurden auch vertuscht. Stellt sich die Frage, warum die ach so stolze russische Nation im 21. Jahrhundert auf derartige Methoden zurückgreifen muss, um im (un)fairen Wettkampf um Gold, Silber und Bronze bestehen zu können? Weil ihr oberster Repräsentant ein fanatischer Sportfan ist, dem auch kein Olympia, keine Fußball-WM und keine Formel 1 zu teuer ist, als dass er sich damit auf Kosten der Allgemeinheit im Erfolg sonnen kann? Oder weil es andere auch tun? Tatsächlich darf man nicht vergessen, dass in der Leichtathletik die großen Dopingskandale auf der anderen Seite des Pazifiks in Amerika passierten - man auch dort lange wegsah und vielleicht immer noch wegsieht. Ganz zu schweigen von Kenia, das in Sommer erstmals die Medaillenwertung der WM in Peking gewann (mit sieben Goldmedaillen) und wo die Dopinglabors überhaupt keinen rechtsstaatlichen Standards ensprechen sollen. Die Russen sind indes von der Top-Position bei den Heim-Spielen in Moskau 2013 mit 17 Mal Edelmetall auf vier Medaillen abgestürzt. Aber auch das stützt die Doping-Theorie: Denn ein halbes Jahr vorher tauchten die ersten Vorwürfe gegen die Russen auf, die daraufhin offenbar zurückhaltender wurden.