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"Wie kann ich manipulieren?"

Von Barbara Sorge

Politik
Nationalratspräsidentin Prammer mit den 40.000. Besuchern in der Demokratiewerkstatt.
© © Parlamentsdirektion/Bildagentur Zolles KG/Mike Ranz / Mike Ranz

Jugendliche werden in der Demokratiewerkstatt fit gemacht.


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Wien. "Wie kann ich manipulieren?", wollte Michi (13) von Hannelore Veit (54) wissen. Michi ist Schüler der 4c-Klasse der Hauptschule Obergrafendorf in Niederösterreich und besuchte im Rahmen der Wien-Woche die Demokratiewerkstatt des Parlaments im Palais Epstein. Die Nachrichtenmoderatorin stand den Schülern an diesem Tag in der Medienwerkstatt Rede und Antwort. Und sie erzählte den Schülern, die sie in Kleingruppen interviewten, von ihrer Arbeit und teilte mit ihnen ihr Wissen über "Manipulation durch Information".

Die Medienwerkstatt ist einer von sechs unterschiedlichen Workshops, die in der Demokratiewerkstatt angeboten werden. Begonnen wurde 2007 mit der "Werkstatt mit ParlamentarierInnen", der "Politischen Werkstatt", der "Partizipationswerkstatt" und eben der "Medienwerkstatt". 2008 kam die "Zeitreisewerkstatt" dazu, 2009 folgte die "Europawerkstatt". Im Rahmen der "Medienwerkstatt" setzen sich die Kinder mit Zeitung, Radio und Film auseinander und produzieren in den knapp vier Stunden auch selbst einen Film.

2007 begonnen

Dieser Freitag war ein besonderer Tag in der Demokratiewerkstatt. Vor etwas mehr als vier Jahre, am 25. Oktober 2007, ins Leben gerufen, konnte an diesem Tag der 40.000 Besucher begrüßt werden. Wer von den zwei Schulklassen, die an diesem Tag im Palais Epstein waren, jetzt genau der oder die Glückliche war, war dabei aber nicht so wichtig. Geehrt wurden alle - durch einen Besuch von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer.

Sie war es, der es 2007, als im Parlament die Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre beschlossen wurde, ein Anliegen war, einen Beitrag zu leisten, um die Jugendlichen fit für dieses Recht zu machen, deren Kritikfähigkeit und kritisches Hinschauen zu fördern. Innerhalb der Demokratiewerkstatt ist es der Partizipationsworkshop, der Prammer am wichtigsten ist: "Weil ich glaube, dass dieser sehr gut die Spielregeln der Gesellschaft vermittelt." Überhaupt sei es ganz wichtig, die Menschenrechte zu vermitteln.

Eigenes Tun als Zugang

Die Demokratiewerkstatt ist als Ergänzung zum Schulunterricht gedacht. Das sieht auch Michael Beitl, Lehrer der 4c-Klasse, so. "Wir hatten auch schon jemanden in der Klasse, der die Kinder über Werbung und Internet aufgeklärt hat." Die Erfahrungen, die die Schüler in der Demokratiewerkstatt gemacht haben, werden im Geschichteunterricht nachbesprochen.

Die Demokratiewerkstatt wird laufend ausgebaut. Ab kommendem Frühjahr soll es eine eigene Demokratiewerkstatt für Lehrlinge geben. Dafür laufen gerade die Vorbereitungen. Einerseits organisatorischer Art, da Berufsschulen anders arbeiten, als Volks- und Hauptschulen oder Gymnasien. Andererseits inhaltlicher Art: "Lehrlinge sind älter. Sie sind Steuerzahler und haben schon eine prononciertere Vorstellung von Politik", erklärt Elisabeth Schindler-Müller, Leiterin der Demokratiewerkstatt in der Parlamentsdirektion und von Anfang an bei der Demokratiewerkstatt mit dabei.

"Lehrlinge sind eine Gruppe, die schwerer erreicht werden kann", erklärt Prammer die Beweggründe, einen Schwerpunkt auf Lehrlinge zu legen. Schindler-Müller ergänzt: "Durch eigenes Tun einen besseren Zugang zur Politik zu bekommen, dafür gibt es keine Altersobergrenze."

Grußbotschaft im Parlament

561 Filme, 750 Radiobeiträge und 602 Zeitungsartikel sind in den vergangenen vier Jahren entstanden. Bei der Präsentation des Films und der Zeitung, die die beiden Klassen am Freitag angefertigt haben, waren neben der Nationalratspräsidentin auch neun Nationalratsabgeordnete und ein Bundesrat anwesend.

Während die niederösterreichische Klasse am Nachmittag nicht mehr dabei sein konnte, bekamen die Schüler der 6a des SPZ Franklinstraße aus Wien Floridsdorf, die an diesem Tag den Partizipationsworkshop in der Demokratiewerkstatt absolvierten, noch eine Führung durch das Parlament. Anschließend ging es noch auf einen Abstecher auf die Besuchergalerie des Nationalrats, wo die Budgetdebatte noch im Gang war. Nationalratspräsidentin Prammer begrüßte die Schüler ganz offiziell im Plenum.