Dem Vorgesetzten Illusionen lassen. | Als Teamleiter Mitarbeiter nach Stärken einsetzen. | Wien. Warum wird der Kollege befördert und bekommt ständig die interessanteren Projekte? Warum erklimmen andere die Karriereleiter schneller als man selbst? "Bescheidenheit ist eine Zier - aber nur im Privatleben", bringt Führungsexperte und Management-Trainer Alexander Groth seine Überzeugung bei einem Vortrag in Wien auf den Punkt.
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Entscheidend für den beruflichen Aufstieg sei es, dem Chef persönliche Erfolge zu kommunizieren und damit seine subjektive Wahrnehmung zu beeinflussen. "Wenn zwei Abteilungsleiter in etwa gleiche Zahlen liefern, aber einer jammert immer, wird eher der andere befördert", erklärt Groth: "Mitarbeiter sollten sich bei ihren Chefs nicht als Problembringer, sondern als Lösungsanbieter präsentieren." Daher empfiehlt er, in Gegenwart des Vorgesetzten nicht von derzeitigen Schwierigkeiten, sondern von gelösten Problemen zu berichten.
"Lassen Sie dem Chef seine Illusionen, dass Sie ohne viel Mühe Höchstleistungen erbringen", rät Groth. Zwar könne ein Mitarbeiter seinem Vorgesetzten nichts befehlen - respektiert er aber seinen Chef und unterstützt ihn in seiner Funktion, so werde er eher Vorschläge des Mitarbeiters annehmen.
Frühaufstehen lohnt sich
Um schneller mit fairen Mitteln die Karriereleiter hochzuklettern, ist auch die Zusammenarbeit mit Kollegen entscheidend. Groth nennt als Beispiel einen Abteilungsleiter, dem regelmäßig vor dem wöchentlichen Meeting mit seinen Kollegen graut: "Kollegen verletzen sich oft gegenseitig mit Worten", sagt Groth. Statt anderen Misserfolg zu wünschen, sollten sich Kollegen besser überlegen, wovon alle profitieren können.
Arbeitet ein Mitarbeiter auf eine Beförderung hin, sollte er früh aufstehen. Eine Untersuchung habe gezeigt, dass bekannte deutsche Unternehmer wie Bosch Frühaufsteher waren. Statt am Abend Extrastunden anzuhängen, rät Groth: "Kommen Sie einmal die Woche zwei Stunden vor den Kollegen ins Büro, um ungestört und mit freiem Kopf arbeiten zu können."
Ist ein Mitarbeiter erst einmal auf dem Chefsessel angelangt, hält Groth stärkenorientiertes Führen für entscheidend: Mitarbeiter dort einsetzen, wo sie ihre Stärken ausspielen können. "Dann erzielt die Firma langfristig eine Bestleistung", so Groth.
Führungskräfte konzentrieren sich jedoch meistens auf die Schwächen ihrer Mitarbeiter, kritisiert Groth: "Dann werden jene, die nie präsentieren müssen, zur Weiterbildung in ein Präsentations-Seminar geschickt."
Viel effizienter sei es, einen Mitarbeiter, der oft und gut präsentiert, auf ein Präsentations-Seminar zu schicken, damit er seine Kenntnisse perfektionieren kann. "Will ein Chef die Schwächen seiner Mitarbeiter ausgleichen, erzeugt er Mittelmaß", warnt Groth: "Dann können die Beschäftigten alles ein bisschen, aber nichts wirklich gut." Stärken lassen sich laut Groth mit folgenden Fragen herausfinden: Welche Tätigkeiten machen mir Spaß? Wann vergeht in der Arbeit die Zeit wie im Flug?