Bund wandelt 450 Millionen Euro in zinsenloses Kapital. | Planspiele über weitere Staatshilfen. | Wien. Spätestens seit bekannt ist, dass bei der Kärntner Hypo Planspiele über weitere Staatshilfen angestellt werden, rückt die finanzielle Lage der notverstaatlichten Bank wieder ins Zentrum des öffentlichen Interesses. Vom Halbjahresverlust im Ausmaß von 498,9 Millionen Euro haben 400,8 Millionen direkt das Eigenkapital vermindert (siehe Grafik). Damit waren zwei Drittel der positiven Auswirkungen eines mit Ende Juni erfolgten 600 Millionen Euro schweren Kapitalzuschusses durch den Bund und das Land Kärnten wieder zunichte gemacht.
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Mit 7,3 Prozent lag die Kernkapitalquote zum Halbjahr zwar deutlich über dem gesetzlichen Minimum von 4 Prozent. Das ursprüngliche Ziel wurden jedoch klar verfehlt: Wie aus einem Brief der EU-Kommission vom Dezember 2009 hervorgeht, wäre zum 30. Juni 2010 eine Kernkapitalquote von 8 Prozent angepeilt gewesen. Auf den ersten Blick sieht der Kapitalpolster der Hypo dennoch solide aus. Die Bank könnte bei den gesamten Eigenmitteln (Kernkapital plus ergänzende Elemente minus Abzugsposten; siehe Grafik) weitere 789,4 Millionen Euro einbüßen, bevor sie unter die gesetzliche Eigenmittelquote von 8 Prozent rutscht. Allerdings stellen potenzielle Investoren heutzutage Anforderdungen, die deutlich über den regulatorischen Mindestquoten liegen.
Anfang Juli hat Hypo-Chef Gottwald Kranebitter für das Gesamtjahr die Bildung neuer Kreditrisikovorsorgen von bis zu einer Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Knapp 670 Millionen davon sind bereits im Halbjahresverlust enthalten, der Rest dürfte also im zweiten Halbjahr schlagend werden.
Kaum Stammkapital
Ein schwieriges Unterfangen für die Hypo ist die Bewertung von Immobilien auf dem Balkan. Hier würde auch das vom Magazin "Trend" berichtete Szenario ansetzen, demzufolge Immobilien in eine Bad Bank ausgelagert werden und der Staat für deren Buchwert haftet - Größenordnung wäre 1 bis 1,5 Milliarden Euro. Laut Bank handelt es sich dabei nur um eine mögliche Schutzmaßnahme, die aus derzeitiger Sicht gar nicht notwendig sein wird.
Änderungen gibt es jedenfalls, was die Eigenkapitalstruktur anbelangt. Wie aus dem Halbjahresbericht der Hypo hervorgeht, wandelt der Bund die im Juni eingeschossenen 450 Millionen Euro an sogenanntem Partizipationskapital (stimmrechtslose Wertpapiere mit Gewinnbeteiligung) in Stammaktien. Dadurch verzichtet der Bund auf zumindest 45 Millionen Euro Zinsen pro Jahr, die allerdings ohnehin nur anfallen würden, wenn die Hypo Gewinne macht.
Derzeit entfallen von den 1,62 Milliarden Euro an eingezahltem Kapital stolze 1,56 Milliarden auf Partizipationskapital. Dieses gilt nach den künftigen Eigenkapitalvorschriften für Banken nur dank Ausnahmeregeln noch als Kernkapital im engeren Sinne.