Wie ergeht es Zuwanderern in der EU ? Mit welchen Problemen sind Gastarbeiter konfrontiert, wie könnten Integrations-Strategien aussehen? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des Symposions "Dimensionen der Integration", das derzeit im Wiener Innenministerium abgehalten wird. Dabei wurden erstmals Studien präsentiert, die sich mit der Situation von Migranten-Kindern in den Neuen EU-Ländern beschäftigen.
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Der dänische Bevölkerungs-Experte und EU-Kommissionsmitarbeiter, Fritz von Nordheim-Nielsen, war bemüht, die Thematik in einen ökonomischen Rahmen zu stellen. Sein Fazit: Europa braucht Zuwanderung. Er verwies auf die sich abzeichnende dramatische Überalterung der europäischen Gesellschaften und auf das Lissabon-Ziel, wonach die EU international die stärkste Wirtschaftsregion werden soll. Nordheim-Nielsens Folgerung: Ein Wirtschaftswachstum ohne belebende Arbeitskraft-Zufuhr aus Nicht-EU-Ländern sei Illusion, denn: "Immigranten sind notwendig, um den Bedürfnissen der EU-Arbeitsmärkte gerecht zu werden". Das Konzept könne aber nur funktionieren, wenn Migranten in allen Lebensbereichen integriert würden - was laut Nordheim-Nielsen nicht der Fall sei. Etwa dann nicht, wenn die Beschäftigungsrate von Nicht-EU-Bürgern mit 52 Prozent deutlich unter jener der "eingesessenen" Bevölkerungen - hier arbeiten 64 Prozent - liegt.
Migranten werden in der EU an den Rand gedrängt, darauf verweist auch Pier Rossi-Longhi von der "International Organization for Migration" (IOM). Bleibt die Frage zu klären, wie und in welchem Ausmaß das in den einzelnen Ländern geschieht.
"Zufrieden und angenommen"
Besonders interessant in diesem Zusammenhang sind Studien aus den neuen EU-Ländern. Das vor allem deshalb, weil es in den postkommunistischen Staaten zu dem Thema kaum wissenschaftliche Vorarbeiten gibt. Eine Pionierleistung stellt die Untersuchung der Prager Wissenschafter Dusan Drbohlav, Jan Cernik und Dagmar Dzurova dar, die sich auf zwei soziale Gruppen konzentriert: Jene, die in den 90er-Jahren aus post-sowjetischen Ländern nach Tschechien gekommen sind und jene, die aus Asien - vor allem aus dem Vietnam - stammen. Diese Auswahl erfolgte nicht zufällig, denn die meisten Gastarbeiterkinder in Tschechien kommen aus diesen beiden Regionen. Das Ergebnis des Projekts ist jedenfalls überraschend: Die Befragten zeigten sich mit ihren Lebensumständen in gleichem Maße zufrieden wie tschechische Jugendliche. Der gesellschaftliche Status ihrer Familie hätte sich nach der Auswanderung deutlich verbessert, ihre materielle Situation im Vergleich zu tschechischen Familien sei teilweise sogar "überdurchschnittlich".
Folgendes Fazit der Autoren stimmt aber nachdenklich: "Auch wenn es kaum soziale Probleme gibt (...), so ist dennoch feststellbar, dass es Fremde in der Tschechischen Republik mit weit verbreiteter Xenophobie und Diskriminierung durch die Mehrheitsbevölkerung zu tun haben."