Der Erfolg oder Misserfolg hängt im Transportgewerbe von einem Kriterium ab: Der termingerechten Zustellung von Paketen. | Österreichs Frächter sind zu bedauern: Da haben sie ein hübsches Forderungspaket geschnürt - und beweisen bei der Zustellung ein denkbar schlechtes Händchen. Weltweit hatten LKW-Fahrer vor Wochen mit Blockaden für ihre Anliegen demonstriert. Damals waren Österreichs Innenstädte freilich von Fußballfans in Public-Viewing-Zonen lahmgelegt.
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Somit musste das Ende der Euro08 abgewartet werden - und just am Tag der Brummi-Sternfahrt kommt der Abnehmer der Lieferung abhanden. Oder, etwas präziser: Die Adressaten am Ballhausplatz und in der Hinteren Zollamtsstraße haben andere Sorgen.
Neben dem Zeitpunkt war aber auch die Form des Protestes schlecht gewählt. Denn woran denkt der Österreicher in Zusammenhang mit dem LKW-Verkehr? An die vielen Waren, die in den Supermärkten dank der Transportbranche parat stehen? Wohl kaum.
Dass die Transportbranche nicht aus bloßer Lust am Fahren unterwegs ist, gerät gern in Vergessenheit: Wer in Österreich an LKW denkt, der hat eher Staus, rücksichtslose Überholmanöver, Transithölle, Lärm, Abgase und kaputte Autobahnen vor Augen. Und neuerdings auch den CO2-Ausstoß. Alle Versuche, diese externen Kosten zu berechnen, sind zwar mit Vorsicht zu genießen. Leugnen kann man die Beeinträchtigungen aber nicht.
Wie geschickt ist es also, jenes Protestvehikel zu wählen, das die Bevölkerung am meisten ärgert?
Zudem spielt die Ankündigung von Blockaden in "steigender Intensität" eher jenen LKW-Gegnern in die Hände, die in hohen Maut-, Abgaben- und Spritbelastungen einen gewünschten Lenkungseffekt sehen: Nämlich um den Gütertransport auf die Schiene zu verbannen (ob realistisch oder nicht).
Buchstäblich auf der (Protest-)Strecke bleibt eine sachliche Diskussion über sinnvolle und unsinnige Entlastungen für die Transportbranche. Sinnvoll wären alle Maßnahmen, die zugleich helfen, die Lärm-, Abgas- und Umweltbelastung zu reduzieren - etwa eine Entlastung von Fahrzeugen, die den modernsten technischen Standards und Abgaswerten entsprechen.
Parolen wie "Mineralölsteuer senken!" oder "Kfz-Steuer abschaffen!" hingegen würden zwar viele Österreicher gerne unterstreichen - aber nur für sich selbst. Eine Ausnahme für LKW würde keiner verstehen.
Das immerhin verbindet die Frächter mit der Regierung (a. D.): Auch die Koalition hat erreicht, was das Wahlvolk am allerwenigsten will: ohne Aussicht auf Veränderung zu den Urnen gebeten zu werden. Frächter und Politiker wissen halt, wie man sich unbeliebt macht.. .