Insolvenzen 2008: Stade Immobilien, Eybl und ein Notar. | Wer steckt hinter dem Mega-Konkurs? | Wien. Als der niederösterreichische Automobil-Zulieferkonzern Eybl im Dezember des abgelaufenen Jahres mit Verbindlichkeiten in der Höhe von 115 Millionen Euro den Ausgleich anmeldete, musste man nicht lange nach der Ursache dafür suchen. Die Krise am Automarkt und ein Schuldenberg in der Höhe von knapp 89 Millionen Euro hatte das Unternehmen zahlungsunfähig und folglich zu einem der größten Insolvenzfälle Österreichs gemacht.
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Weitaus schwieriger gestaltet sich hingegen die Ursachenforschung rund um die Mega-Insolvenzen der Stade Immobilien Beteiligung GmbH (123 Millionen Euro) sowie des Wiener Notars Karl Hofer, der nach den Abgaben des Kreditschutzverbandes (KSV) bereits im Juni 2008 mit Verbindlichkeiten in der Höhe von 110 Millionen Euro in Konkurs gehen musste.
Wie KSV-Referent Christoph Vavrik gegenüber der "Wiener Zeitung" erklärte, haben demnach mehrere Kreditinstitute sowie Versicherungen über die Kanzlei des Notars sowie über Stade "Finanzierungen vorgenommen", die von Hofer "falsch abgewickelt" wurden.
Fragwürdige Geschäfte
Laut einer Anzeige der Notariatskammer Wien, Niederösterreich und Burgenland soll der Notar mit dem mittlerweile verhafteten Immobilienunternehmer Alireza Almassi Noukiani (für beide gilt die Unschuldsvermutung) zusammengearbeitet und über die nun ebenfalls insolvente Stade-Holding "fragwürdige Geschäfte" getätigt zu haben. Das Unternehmen fungierte als Dachverband, die sich primär mit dem An- und Verkauf sowie der Entwicklung und Verwaltung von Immobilienprojekten befasste.
Stade war dabei an den jeweiligen Projektgesellschaften beteiligt und hatte zudem vielfach die Haftung für Kreditmittel übernommen. Irgendwann konnten die einzelnen Projektgesellschaften die aufgenommenen Kredite nicht mehr bedienen und gingen pleite.
Laut Hofers Masseverwalter Karl Engelhart habe Almassi den Banken über Treuhandaufträge Kredite in Millionenhöhe entlockt, um mit dem Geld oft ein- und denselben Immobiliendeal (fremd) zu finanzieren. Diese Art der Finanzmittelbeschaffung habe sich "irgendwann zu einem Einbahnsystem" entwickelt, so Engelhart. Weiters sollen in 30 bis 40 Fällen Gelder, die für Verkäufer bestimmt waren, nicht weitergeleitet worden sein. Hofer habe daher "leichtfertig gehandelt", indem er die Geschäftspraktiken seines Partners nicht hinterfragt hatte. Zum Vorwurf der Staatsanwaltschaft Wien, dass Hofer rund fünf Millionen Euro veruntreut haben soll, wollte Engelhart allerdings nichts sagen.
Millionen von Raiffeisen
Immerhin seien vor allem "die Kreditgeber sorglos gewesen", gab der Masseverwalter zu bedenken. Diese hätten sich mit ihren Forderungen zu lange Zeit gelassen und damit die Situation zusätzlich verschlimmert.
Laut Engelhart haben neben der Invest-Kredit und der Uniqa-Versicherung vor allem mehrere oberösterreichische Raiffeisenbanken sowie die Landesraiffeisenbank Burgenland viel Geld verloren. Letztere soll Almassi und Hofer beispielsweise über einen Treuhandauftrag drei Millionen Euro überwiesen haben.
Wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien, Gerhard Jarosch, bestätigte, wurde gegen Hofer und Almassi ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.