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Die Taktik hätte eine kluge sein können. Man nimmt zwei sehr unterschiedliche Dinge und stellt ihre Beendigung in den Raum. Sagen wir, irgendwas mit Sport und irgendwas mit Kultur. Da regt sich die eine Hälfte der Gesellschaft über das eine auf und die andere Hälfte über das andere. Das mit der Kultur ist den Sportinteressierten dann eher wurscht und umgekehrt. Und so könnte sich die Aufregung auch wieder neutralisieren. Und man ist aus dem Schneider.
Nur ist das natürlich sehr simpel gedacht. Und funktioniert keineswegs. Das sieht man recht deutlich an der Einstellung, die dem Radio-Symphonieorchester Wien (RSO) im Zuge der ORF-Sparmaßnahmen droht und für einen deutlich lauteren Aufschrei sorgt als die ebenfalls avisierte Einsparung des Kanals ORF Sport+.
Und das zu Recht. Denn das RSO ist keine besondere Kuriosität, die sich der ORF leistet. Praktisch jedes europäische Land hat ein Rundfunkorchester. In Deutschland gibt es davon gar so viele, dass man den Überblick verlieren kann. Gerade als ein Kulturland, als das sich Österreich ja gerne inszeniert, wäre es schon ein ziemliches Armutszeugnis, ein gut gebuchtes Orchester auszulöschen. Hier ist Finanzierungskreativität gefragt: Tatsächlich muss das RSO ja nicht unbedingt nur aus ORF-Gebühren finanziert werden. Da kann der Regierung auch eine neue Lösung einfallen. Zumal sich sogar die Grünen gegen einen Abbau des RSO stellen. Und die sind zuletzt nicht mit Interesse an der Rettung von Kulturgut aufgefallen.