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Wie man Geschichte erzählt

Von Christina Böck

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In dieser Woche konnte man wieder einmal sehen, worin die deutschen Öffentlich-Rechtlichen dem österreichischen Öffentlich-Rechtlichen um einiges voraus sind. In drei Teilen zeigte das ZDF die Miniserie "Tannbach - Schicksal eines Dorfes" (derzeit noch in der Mediathek zu sehen). Beworben wurde die Produktion als "erster Höhepunkt im Jubiläumsjahr 70 Jahre Ende des Zweiten Weltkriegs". Nach dem üppigst begangenen Gedenkjahr 2014 mag da mancher zurückgewichen sein: "Gnade, gönnt’s uns doch ein paar Monate Gedenk-Pauserl."

Das war ein Fehler. Dieser Dreiteiler war keine trockene Zeigefinger-Geschichtsstunde. Er schaffte es auf spannende Weise, Interesse für eine Zeit zu wecken, die bisher nicht gerade im Fokus der Unterhaltungskultur gestanden ist. "Tannbach" erzählte die Geschichte eines deutschen Dorfes nach dem Ende des Krieges, ein Dorf, das sich Amerikaner und Russen aufgeteilt haben und durch das schließlich mittendrin die Grenze zwischen BRD und DDR lief. Eine Mauer. Ein Klein-Berlin also. Ein solches Dorf gab es tatsächlich: Mödlareuth liegt an der bayrisch-thüringischen Grenze.

Vor allem die letzten beiden Folgen machten die Absurdität der historischen Entwicklung deutlich. Selten hat man im deutschen Fernsehen Herzzerreißenderes gesehen als jene Szene, in der ein Grenzbeamter, keine 20 Jahre alt, daran verzweifelt, dass er gerade einen Schulfreund erschossen hat, weil der unerlaubt "ausgereist" ist. Das ZDF spezialisiert sich auf diese Art der Geschichtsvermittlung, das ist schon mit dem vergleichsweise provokanteren "Unsere Mütter, unsere Väter" gut gelungen. Schade, dass im ORF so eine Tradition nicht Fuß fassen will. Gerade heute wäre es wichtig, auf populäre Art zu vermitteln, wie hart Frieden erkämpft werden musste. Und wie wertvoll er nicht nur deshalb ist.