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Wie man sich ein Körberlgeld sichert

Von Peter Muzik

Wirtschaft

Externe sind für das Management zuständig. | Merkwürdige Usancen bei vielen Immo-Unternehmen. | Langfrist-Verträge müssen fürstlich abgelöst werden. | Wien. Die Revolution fand am 28. Juli 2008 im Hotel de France, in St. Helier auf der Kanalinsel Jersey, statt: An diesem Tag wurde bei der außerordentlichen Hauptversammlung der Meinl Airports International Ltd. (MAI) das Management des umstrittenen Unternehmens von frustrierten Anlegern in die Wüste geschickt. Die bisherigen Board-Mitglieder unter Leitung von Chairman Lou Turpen mussten ihre Plätze schleunigst zugunsten von Wolfgang Vilsmeier, der zum neuen Oberboss gewählt wurde, und sechs weiteren Vorständen räumen. Einer der Knackpunkte in der dramatischen Sitzung waren die sogenannten Managementverträge, die MAI am 27. März 2007 mit der zur Gänze der Meinl Bank gehörenden Meinl Airport Managers Limited (MAM) abgeschlossen hatte. Die rebellischen Aktionäre, die überraschender Weise die Oberhand behielten, hatte es längst gestört, dass die MAI für eine externe Führung beträchtliche Beträge - nämlich bis zu 35 Millionen Euro jährlich - zu berappen hatte. Vilsmeier kündigte an, dass die Zahlungen an die Managementgesellschaft sofort eingestellt und obendrein sämtliche Vereinbarungen mit dieser geprüft werden sollen.


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Das Reizwort Managementverträge spielte auch bei der am selben Tag in der Wiener Stadthalle stattfindenden Hauptversammlung der Meinl International Power (MIP) eine zentrale Rolle. Die aufmüpfigen Investoren, die mit ihren MIP-Zertifikaten bereits eine Menge Geld verloren haben, schafften es dort zwar nicht, wie geplant das gesamte Direktorium der Firma abzuwählen.

Aber: Die Managementgesellschaft, die zu zwei Dritteln der Meinl Bank und zu einem Drittel dem ehemaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser gehört, soll demnächst von der MIP um rund 32 Millionen Euro gekauft werden. Dann wären Chairman Grasser und seine drei Kollegen Stefan J. Coleman, David Hall und Carol Wilson ihre Jobs los. Gleichzeitig wäre der Ex-Finanzminister ebenso wie die Meinl-Bank, von deren Zangengriff sich die MIP befreien möchte, ein schönes Stückchen reicher.

Der dritte Akt im rund ein Jahr währenden Meinl-Drama war schon zuvor, ebenfalls auf Jersey, über die Bühne gegangen: Mitte Juli kam bei Meinl European Land (MEL) ein neues Eigentümerkonsortium um Gazit Globe/CPI an Bord. Vereinbart wurde, bestehende Management-, Lizenz- und Platzierungsverträge mit 280 Millionen Euro abzulösen.

Schon viele haben esmit Trick 17 probiert

Die exorbitanten Gebühren, die die drei genannten Gesellschaften zu berappen hatten, sind für ein System charakteristisch, das zwar nicht gerade neu ist, aber vielen betroffenen Anlegern längst schwer im Magen liegt. Auch Richard Schenz, Kapitalmarktbeauftragter der Regierung, ist überaus skeptisch (siehe Interview unten). Der insbesondere bei Immobiliengesellschaften beliebte Trick 17, dass eine externe Managementgesellschaft auf langfristiger Vertragsbasis gegen kräftige Gebühren die Führung eines Unternehmens besorgt, ist in jüngster Zeit in ein schieferes Licht geraten. Die heftig kritisierten Managementverträge, auf die etwa Josef Taus schon vor mehr als zwanzig Jahren bei seiner Management Trust Holding geschworen hatte, werden letztlich als Instrument gesehen, um Gewinne eines Unternehmens, die eigentlich den Aktionären zustehen, absaugen zu können.

Die Vorteile dieser Methode, die von Wertpapierfonds inspiriert worden war, die - völlig risikolos - einen fixen Prozentsatz vom veranlagten Volumen zu kassieren pflegten, lagen seit jeher auf der Hand: Steuervorteile, keine Lohnnebenkosten, kaum Transparenz bei den Vorstandsvergütungen und meist eine angenehm lange Laufzeit.

Die Meinl Bank hat diese Vorteile offenbar früher als andere erkannt. Es dürfte somit kein Zufall sein, dass sie schon im Dezember 1999 bei der Gründung der in Wien seßhaften ETV Holding AG mit an Bord war. Damals stampfte ein Meinl-Partner namens Stephen Rees knapp vor der Platzierung der Aktien eine Schweizer Tochtergesellschaft aus dem Boden, die wiederum mit einer Firma mit Sitz auf Bermuda einen Managementvertrag auf zehn Jahre abschloss. Rees zeichnete damals für alle drei beteiligten Unternehmen, was laut Anlegerschützer Wilhelm Rasinger "der klassische Fall eines Insichgeschäfts" ist.

Die Crux bei dieser Sache liegt nämlich zumeist darin, dass es, wie Dan Berger vom IVA (Interessenverband für Anleger) formuliert, in der Regel "ganz langfristige Verträge" gibt, die im Fall des Falles "mit viel Geld abgelöst werden müssen". Für das sündteure "Freikaufen" von derartigen Managementverträgen gibt es - neben der Causa Meinl - einige markante Beispiele: Im Oktober 2007 sorgte etwa die börsenotierte Immobiliengesellschaft Conwert für viel Aufregung, als sie die 2001 unterzeichneten und 2006 mit fünfjährigem Kündigungsverzicht adaptierten Managementverträge kappte, um auf interne Führung umzustellen. Conwert berappte für die Conwert Management GmbH stolze 95,4 Millionen Euro und in einem Aufwaschen für die ECO Management GmbH der ihr zu mehr als 20 Prozent gehörenden ECO Business Immobilien AG weitere 48,8 Millionen - und das, obwohl die Anleger bis dahin noch keine Dividende gesehen hatten.

Banken-Boss musstesich zersprageln

Für ziemliches Aufsehen sorgte kürzlich auch die Constantia Privatbank, die bislang via Managementverträge die Immofinanz, die Immoeast und vier weitere Konzerngesellschaften gemanagt hat.

In der Praxis sah das so aus, dass Bank-General Karl Petrikovics sich zeitlich zerspragelte und in Personalunion mehrere Jobs gleichzeitig erledigte. Die Privatbank war, wie das in solchen Fällen üblich ist, nicht nur für die personelle Führung, sondern auch für Controlling, Finanz- und Rechnungswesen, die Objektauswahl und das Asset Management verantwortlich. Außerdem stellte sie die gesamte Infrastruktur zur Verfügung. Als Gegenleistung erhielt sie von den gemanagten Unternehmen, die kein eigenes Management benötigten, im Geschäftsjahr 2007/08 insgesamt 87 Millionen.

Als die Bank im Frühjahr zum Verkauf stand, waren die Immobilienfirmen rund um Zampano Petrikovics plötzlich unter Zugzwang. Nach monatelangem Tauziehen einigte man sich, dass die Managementverträge von Immofinanz und Immoeast für insgesamt 365 Millionen Euro angekauft werden sollten - was jedenfalls um Häuser weniger war als der ventilierte Kaufpreis von bis zu 800 Millionen. Petrikovics verabschiedete sich als Constantia-Boss und kümmert sich nunmehr hauptamtlich um das interne Management der Immofinanz-Gruppe - dieses wurde, wie es im Fachjargon so schön heißt, "internalisiert".

Diese Lösung ging im Juli in den zwei Hauptversammlungen friktionsfrei über die Bühne. Selbst IVA-Mann Wilhelm Rasinger, der im Fall Meinl Sturm läuft, konnte beschwichtigt werden. Die Höhe der Ablöse - zwei Prozent des verwalteten Immobilienwerts - liegt nämlich unter dem Prozentsatz, den beispielsweise die Meinl Bank von der MEL kassieren will (fünf Prozent). Sauer stößt Rasinger auf, dass der erst 2007 für zehn Jahre ausgehandelte Managementvertrag "im Wissen um eine spätere Trennung abgeschlossen worden sein könnte". Die Sache dürfte ein juristisches Nachspiel haben.

Die jährlichen "Fees" (Gebühren), die an solche Managementgesellschaften - letztlich an angeblich seriöse Banken wie Constantia oder Meinl - für die erbrachten Leistungen überwiesen wurden, sind jedenfalls recht unterschiedlich: Bei Meinl International Power (MIP) belaufen sie sich auf bis 1,5 Prozent des Vermögens, wozu noch laufende Vergütungen für Namensrechte (0,3 Prozent pro Jahr), das sogenannte Market Making (0,7 Prozent p.a.) sowie eine einmalige Zahlung von 6,75 Prozent für die Platzierung der Aktien/Zertifikate kommen.

Bei Immofinanz und Immoeast war die Sache nicht so kostspielig: Ihnen wurden von der Constantia unter anderem für die zum Beginn eines Kalenderjahrs in ihrem Besitz befindlichen Objekte 0,60 Prozent und eine moderate gewinnabhängige Tangente bei Erreichung von gesteckten Zielen verrechnet.

Für den Analysten der Raiffeisen-Centrobank, Roman Herzog, der sich im Immobereich auskennt, ist "ein internes Management ganz sicher der richtige Weg, weil es üblicherweise mit geringeren Kosten und einer transparenteren Kostenstruktur verbunden ist".

Übrigens erspart es einem zumeist auch noch eine - wie man in Wien sagt - schlechte Nachred...

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