Zum Hauptinhalt springen

Wie Männer auf Gleichstellungsinitiativen reagieren

Von Heike Hausensteiner

Politik

SPÖ- und ÖVP-Abgeordnete sind die Lavierer, FPÖ-Abgeordnete die Blockierer und Grüne und LiF-Abgeordnete Unterstützer · wenn es um Förderungsmaßnahmen von Frauen in Richtung Gleichstellung geht. | Das ist das Ergebnis des "Forschungsberichtes über die Reaktion von Männern auf Gleichstellungsinitiativen", der gestern von SPÖ-Frauenministerin Barbara Prammer im Parlament präsentiert wurde.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 25 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

"Männlich, 50 Jahre oder älter, eine beruflich erfolgreiche Tochter" · das ist der Steckbrief jener Männer, die die Frauenministerin bisher als einzige Bündnispartner von Frauen erlebt hat.

"Frauenpolitik ist nicht Familienpolitik, sondern ein wesentlicher Bestandteil der Wirtschaftspolitik", betonte Prammer erneut. Die Gleichstellung von Frauen und Männern müsse man "als zentrales

demokratiepolitisches Instrument sehen". Haftet doch dem Thema hierzulande immer noch ein Hauch von "Exotik" an.

Die nun präsentierte Studie geht auf Johanna Dohnals Amtszeit als Frauenministerin zurück und wurde von Prammers Vorgängerin Helga Konrad in Auftrag gegeben. Veröffentlicht wurde sie unter dem Titel

"Man hat nur ein Leben".

Die Mehrheit der anonym befragten Männer erkennt zwar die Ungleichheiten, lehnt aber die Gleichstellungsinitiativen ab, berichtete Alberto Godenzo, einer der Studienautoren. Als Argumente werden die

"Mutterrolle" der Frau und die Ansicht, Frauenförderung sei Frauenbevorzugung, vorgebracht. Die Analyse hat weiters ergeben, dass sich Männer nicht an politischen Debatten über Frauenförderung

beteiligen · außer beim Thema "Frauen zum Heer". Wenn sich "Lavierer" mit der Frage dennoch befassen, gehöre das zum "politischen Ritual von Parteien", zitierte die Studienautorin und

Sozialwissenschafterin Ilse König.

Hausarbeit zu 50 Prozent ein Männerproblem

Das Bundes-Gleichbehandlungsgesetz und das Gleichbehandlungsgesetz für die Privatwirtschaft hätten laut Studie positive Effekte erzielt. Die gesetzliche Situation müsse aber ebenso

weiterentwickelt werden wie es motivierende Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung (etwa in Seminaren) brauche. Die Vergabe von öffentlichen Aufträgen sollte an Frauenförderungspläne gebunden werden. Die

Studienautoren empfehlen Sanktionen (Geldstrafen), sollte gegen das Gleichbehandlungsgesetz verstoßen werden. "Arbeiten der Versorgungsökonomie müssen zwischen Männern und Frauen gerecht aufgeteilt

werden." Schließlich sei die Vereinbarkeit von Beruf und Familie "zu 50 Prozent ein Männerproblem". Bezahlte und unbezahlte Arbeit müsse gerecht geteilt werden. Außerdem werden Arbeitszeitverkürzung

für beide Geschlechter und die Möglichkeit zu Teilzeitjobs in Führungspositionen vorgeschlagen.