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Wie motiviert man Mitarbeiter in der Krise?

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft
Die Angst vor einer Kündigung hemmt die Kreativität der Mitarbeiter. Foto: bilderbox

Demotivierte Beschäftigte leisten ein Fünftel weniger. | Anerkennung und Respekt sind wichtiger als Geld. | Wien. Die Angst vor Kündigung und Gehaltskürzung hemmt die Motivation von Mitarbeitern. Wie gehen Betriebe mit dieser Angst um? Wie können Führungskräfte in Krisenzeiten ihre Beschäftigten motivieren?


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Demotivierte Mitarbeiter können einem Betrieb großen Schaden zufügen, warnt Unternehmensberaterin Dagmar Untermarzoner: "Die Beschäftigten erledigen nur mehr das Nötigste. Es kann sogar bis zur Sabotage führen." Ein demotivierter Mitarbeiter ist um 18 Prozent weniger produktiv als ein engagierter, hat die Unternehmensberatung Gallup herausgefunden. "Ist ein Mitarbeiter an der Schnittstelle zum Kunden - wie etwa ein Verkäufer - demotiviert, liegt die Zahl noch höher", so Markus Goetz Junginger, Geschäftsführer Gallup Deutschland.

Geht es der Firma schlecht, wird Mitarbeitermotivation häufig vernachlässigt, sagt Untermarzoner: "Viele Manager sind zur Zeit nur mit den Geschäftszahlen beschäftigt." Als Erstes würden viele Unternehmen die Weiterbildungsmöglichkeiten stoppen, die aber wesentlich zum Engagement der Mitarbeiter beitragen.

Führen, fördern, fordern

Wie schaffen es nun Manager, ihre Mitarbeiter zu motivieren? Das Engagement hängt wesentlich von der Führungskraft ab, sagt Junginger: "Chefs müssen klare Anweisungen geben, ihren Mitarbeitern Entwicklungsmöglichkeiten bieten und sie fordern." Wichtig sei auch, Leistungen anzuerkennen, aber ehrlich zu sein und konstruktive Kritik zu geben. "Lobhudelei bringt gar nichts", so Junginger. Auch eine aktuelle Mercer-Studie belegt: Nicht Geld, sondern Kollegialität und Respekt sind Hauptmotivationsfaktoren in Österreich und Deutschland.

Besonders in Krisenzeiten ist Vertrauen Voraussetzung für Motivation, sagt Untermarzoner: "Auch wenn der Betrieb nicht unmittelbar von der Krise betroffen ist, fürchten sich die Mitarbeiter." Um Vertrauen zu schaffen, sollten Chefs für Mitarbeiter ansprechbar sein und von sich aus das Gespräch suchen. Denn vom Verhalten ihrer Vorgesetzten schließen Beschäftigte auf den Zustand der Firma. Negativ interpretiert werde, wenn Manager oft schlechte Laune haben, ihre Bürotür schließen und seltener im Betrieb präsent sind als früher. Das weiß auch Johannes Gutmann, Geschäftsführer vom Biokräuterhandel Sonnentor in Zwettl. "Unser Geschäftsführer geht oft durch die Firma, fragt, wie es den Mitarbeitern geht und erzeugt so ein Gemeinschaftsgefühl", erzählt Sonnentor-Sprecher Christian Löschenbrand.

"Eine Führungskraft ist kein Entertainer", sagt hingegen Rudolf Tucek, Geschäftsführer von Vienna International Hotelmanagement: "Ein Chef sollte seine Mitarbeiter nicht demotivieren. Aber sie aktiv zu motivieren, ist nicht leistbar."

Ehrlichkeit zählt

Stehen unangenehme Nachrichten wie Kündigungen und Gehaltskürzungen an, weiß Junginger: "Mitarbeiter nehmen vieles in Kauf, wenn sie ehrlich und zeitnah informiert werden."

Damit Gekündigte bis zum Ende der Kündigungsfrist engagiert arbeiten, sollten Chefs den Teamgeist fördern. In Krisenzeiten besonders entmutigend sind Zielvereinbarungen, die nur wirtschaftliche Kennzahlen wie den Umsatz enthalten. "Daher sollte man Etappen- und Entwicklungsziele statt Ergebnisziele setzen", rät Untermarzoner. Besonders Verkäufer hätten es derzeit schwer, Umsatzvorgaben zu erfüllen.

Betriebliche Nebenleistungen liegen bei der Mercer-Studie bei den Motivationsfaktoren ganz vorne. Besondere "Zuckerl" hält auch das Wohnungsunternehmen Sozialbau bereit: Mitarbeiter haben an ihrem Geburtstag frei. Im hauseigenen Gesundheitszentrum können kostenlos eine Arbeitsmedizinerin, das Fitness-Studio oder Kurse zu Haltungsturnen besucht werden. Auch Sonnentor bietet seinen Mitarbeitern Workshops mit einem Gesundheitstrainer an. Um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken, essen die Beschäftigten mittags gemeinsam in der Betriebsküche.

Wenn das Budget heuer nicht für Weihnachtsgeschenke für Mitarbeiter reicht: Erkundigt sich der Chef etwa unter dem Jahr, wie es dem kranken Sohn geht, zähle das mehr als ein Obstkorb zu Weihnachten, so Junginger.