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Wie studiert man effizient und rasch?

Von Martin Sattler

Wissen

Zwischen Orientierungslosigkeit und Motivationstief. | Experten geben Tipps für ein erfolgreiches Studium. | Wien. Viele Studenten brechen ihr Studium vorzeitig ab oder überziehen die Mindeststudienzeit um mehrere Semester, um ihren Abschluss zu machen. Gründe dafür gibt es viele: Mangelndes Interesse, zeitintensive Nebenjobs oder einfach Lernprobleme und Prüfungsängste. Das muss aber nicht sein. Die "Wiener Zeitung" hat Experten gefragt, wie Studienanfänger möglichst erfolgreich studieren können.


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Alles beginnt bei der richtigen Studienwahl. Wichtig ist, sich schon vor der ersten Vorlesung genau über Aufbau und Fächerkanon des Studiums zu informieren, sonst kann es später zu bösen Überraschungen kommen. "Viele Maturanten möchten Psychologie studieren, um Menschen zu helfen. Wenn sie dann im ersten Jahr nur Statistik lernen, sinkt schnell die Motivation", bringt es Kathrin Wodraschke-Staudinger, selbst Psychologin und Beraterin der Psychologischen Beratungsstelle für Studierende in Wien, auf den Punkt. Kennt man aber den Studienplan, nimmt man die besonders am Studienanfang unterrichteten Theorieteile leichter hin und wirft nicht sofort die Flinte ins Korn.

Hat man nun das passende Studium gefunden, fällt es vielen Studenten schwer, richtig und effizient zu lernen. Anders als in der Schule ist der Stoff meist viel umfangreicher und es besteht in vielen Fällen keine Anwesenheitspflicht bei Vorlesungen und Übungen, was dazu führt, das Lernen vor sich herzuschieben. Die Psychologin rät daher zum Erstellen eines Lernplans: "Wichtig ist, regelmäßig aber auch nicht zu viel zu lernen. Mehr als acht Stunden Vorlesungen und Lernphasen pro Tag bringen überhaupt nichts." Der Stundenplan sollte daher sowohl feste Lernzeiten als auch fixe Pausen vorsehen. Merkt man, dass man mit dem erstellten Plan nicht zu Rande kommt, muss dieser angepasst werden. Günther Neugschwandtner von der WU Wien fügt hinzu: "Schwierige Prüfungen sollten keinesfalls vor sich hergeschoben werden. Sie werden auch später nicht leichter."

Selbstdisziplin wichtig

Wem die nötige Selbstdisziplin fehlt, um den Lernplan auch wirklich jeden Tag einzuhalten, dem rät Wodraschke-Staudinger, sich selbst Belohnungen zu versprechen - etwa sich neu einzukleiden, falls man eine Prüfung besteht - oder Lernen in Gruppen, um die Motivation zu heben. Zusätzlich empfiehlt es sich, regelmäßig Lehrveranstaltungen zu besuchen; auch wenn bereits viele Professoren ausführliche Skripten herausgeben und man daher bequem zuhause lernen könnte. Denn nur im Kontakt mit den Kollegen erfährt man, welche Lehrinhalte relevanter als andere und welche Unterlagen am besten sind sowie Prüfungsfragen und -termine, erklärt Neugschwandtner. Um aber nicht den ganzen Tag im Hörsaal verbringen zu müssen, sollte der Fokus auf Lehrveranstaltungen gelegt werden, die Voraussetzung für weiterführende Vorlesungen und Übungen sind.

Wie stehen die beiden Experten zu Jobs neben dem Studium? Neugschwandtner: "Prinzipiell sollte man ein Studium full time betreiben. Wenn man aber arbeiten gehen möchte, dann nur in Nebenjobs mit direktem Bezug zum Studium, die später im Lebenslauf auch etwas bringen." Auch für Wodraschke-Staudinger ist - wenn überhaupt - nur eine eingeschränkte Tätigkeit, etwa im Umfang weniger Wochenstunden, sinnvoll: "Die Arbeitszeit ist jedenfalls in den Lernplan einzubeziehen, um die tägliche Routine nicht zu beeinträchtigen. Wer aber acht Stunden am Tag arbeitet, hat nachher kaum Energien und Zeit, auch noch zu lernen oder Vorlesungen zu besuchen."

Professionelle Hilfe

Für alle Studenten, die trotz guten Willens und Lernplans Probleme beim Studium haben, bieten die sechs psychologischen Beratungsstellen in Österreich professionelle Hilfe. Auch für nichtstudentische Fragen aus dem Kontakt-, Sozial- und Persönlichkeitsbereich stehen die Psychologen und Psychotherapeuten zur Verfügung: In Einzel- und Gruppengesprächen werden individuelle Hilfspläne erarbeitet.

Im vergangenen Jahr hat die Beratungsstelle in Wien insgesamt über 4000 Klienten kostenlos beraten; 73 Prozent davon waren weiblich. Die meisten Fragen betrafen Studienwahl und -wechsel sowie den Lern- und Prüfungsbereich.

www.studentenberatung.at