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Drohender Fachkräftemangel stellt Personaler vor Herausforderung
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Wien. Welche Themen werden in den Personalabteilungen deutscher, österreichischer und Schweizer Unternehmen derzeit am heftigsten diskutiert? Dieser Frage widmet sich der "HR Klima Index", den die deutsche Managementberatungsfirma Kienbaum jährlich erstellt.
Für den Index hat Kienbaum 418 Personalverantwortliche im D-A-CH-Raum befragt, davon 88 aus Österreich. Laut dem Report zeichnet sich heuer in der Human Ressources-Branche ein klarer Trend ab: Topthema ist, wie Unternehmen als Arbeitgeber attraktiver werden und wie sie die richtigen Mitarbeiter für sich gewinnen und halten können. Insgesamt verzeichnet die Arbeitgeberattraktivität den höchsten Bedeutungszuwachs. In Österreich steht jedoch, wie schon in den Jahren zuvor, das Thema Qualifizierung und Weiterbildung noch immer knapp an erster Stelle. Ebenso ganz oben auf der Prioritätenliste sehen die Personaler die Steigerung der Führungs- und Managementqualität sowie das Thema Rekrutierung.
Drohende Engpässe
"Die Agenden von Österreichs Personalern werden damit immer stärker von den zukünftig zu erwartenden Engpässen am Arbeitsmarkt geprägt", sagt Cornelia Zinn-Zinnenburg, Geschäftsführerin von Kienbaum in Wien. Die Erwartungen für die Geschäftsentwicklung sind derzeit überwiegend positiv, was sich auch in der Einschätzung der Beschäftigungsentwicklung widerspiegelt. Demnach gehen 53 Prozent der befragten Unternehmen in Österreich von einer stagnierenden Beschäftigtenanzahl aus, gut ein Drittel planen sogar, ihre Belegschaft aufzustocken. Eine große Ausnahme ist hier allerdings der Finanzsektor, wo 37 Prozent der Unternehmen erwarten, dass sich die Anzahl ihrer Mitarbeiter reduzieren wird. Positive Ausreißer ist der Bereich Produktion, wo derzeit 62 Prozent der Unternehmen einen Beschäftigungszuwachs erwarten. "Während die Banken noch deutlich die Auswirkungen der Krise zu spüren bekommen, hat die Industrie bereits zu ihrer alten Stärke zurückgefunden und blickt weitgehend optimistisch nach vorn", betont Zinn-Zinnenburg. Insgesamt werde die Beschäftigung in Österreich weiter steigen, allerdings moderater als 2011.
Die demografische Entwicklung und der zunehmende Fachkräftemangel stellen die Personalabteilungen vor Herausforderung, die notwendigen personellen Ressourcen nicht nur zu beschaffen und zu entwickeln, sondern auch zu halten. Eine Herausforderung, der sich die Firmen durchaus bewusst sind. So erwarten laut Kienbaum-Studie 42 Prozent, dass die Relevanz von HR-Themen steigt. Insbesondere Handelsunternehmen messen Personalthemen mit knapp 60 Prozent eine deutlich steigende Relevanz zu; Schlusslicht ist auch in diesem Bereich der Finanzsektor.
Knappe Ressourcen
Die Erkenntnis, dass der Faktor Personal immer wichtiger wird, schlägt sich allerdings nicht in der den dafür nötigen Ressourcen nieder. Seit Jahren hinkt die Ausstattung der HR-Bereiche sowohl personell als auch finanziell der Beschäftigungsentwicklung hinterher. "Es lastet ein großer Effizienzdruck auf den HR-Abteilungen. Operative Themen bestimmen das Geschäft, und eine optimale Vorbereitung auf die langfristigen Herausforderungen im Personalbereich ist mit den momentanen Mitteln oft schwer umzusetzen", bedauert Cornelia Zinn-Zinnenburg. Die befragten Personaler sehen die Positionierung ihrer Abteilung innerhalb des Unternehmens trotzdem durchwegs positiv. In mehr als der Hälfte der österreichischen Unternehmen ist HR in starkem oder sehr starkem Maße als Business Partner des Managements etabliert. Der Mitwirkungsgrad der österreichischen HR-Abteilungen an strategischen Unternehmensinitiativen liegt insgesamt aber etwas unter den Werten für Deutschland und die Schweiz. Zudem ist die Personalleitung in Österreich nur in 26 Prozent der Unternehmen auf der ersten Führungsebene, also in Vorstand oder Geschäftsführung angesiedelt, und das ist deutlich weniger als bei unseren Nachbarn.