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Wie Vergleich von Äpfeln und Birnen

Von Eva Stanzl

Wissen

Studie hinterfragt EU-weite Rankings. | Drei-Prozent-Quote für alle Länder "ist wenig sinnvoll". | Wien. Von der Grundlagenforschung bis zum Produkt vergehen meist Jahre: Innovationsprozesse sind komplex und zeitlich nur schwer eingrenzbar. Dennoch wollen Politik und Wirtschaft messen, wie viel Innovationen zum Wachstum beitragen, gilt der Bereich doch als die Zukunft. Jährlich gießen neue, internationale Rankings diese Form der Wettbewerbsfähigkeit in Zahlen.


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Doch was sagen die Zahlen aus? Am meisten zitiert von Politik und Wirtschaft ist derzeit das "European Innovation Scoreboard" (ESI), das Österreichs Innovationsfähigkeit auf Platz sieben der EU-Länder reiht. Das politische Ziel ist, bis 2015 Platz drei zu erreichen und so zu den führenden innovativen Ländern aufzusteigen.

Laut einer der "Wiener Zeitung" vorliegenden Studie von Joanneum Research, "Vom Input zum Output: Über die Funktion von FTI-Indikatoren", ist solchen Rankings mit Skepsis zu begegnen. Zwar lassen sich die positiven Wirkungen von Forschung in Unternehmen heute gut nachweisen. Was jedoch in Firmen leicht messbar ist, ist für Volkswirtschaften komplexer, wenn man nicht jenes Verständnis von Wettbewerbsfähigkeit, das für Unternehmen relevant ist, auf eine gesamtwirtschaftliche Ebene heben will. "Schon allein aufgrund der Größe eines Wirtschaftssystems kann man keine einfache Kosten-Nutzen-Rechnung machen", betont Studienautor Andreas Schibany.

Trotzdem geht der Trend dorthin. Mit Hilfe von unterschiedlichen Daten und Quellen wird unter Berücksichtigung des technischen Wandels die Leistungsfähigkeit eines Landes dargestellt. "Die EU erzeugt immer mehr synthetische Indikatoren, um den Fortschritt von Wirtschaft und Gesellschaft zu messen", heißt es. Konkret: Völlig unterschiedliche Daten werden zusammengefasst, um ein Gesamtbild zu erzeugen. Diese sogenannten "synthetischen Indikatoren, die keine seriöse Aussagewirkung haben", liegen den Länderrankings zu Grunde.

Unterschiedliche Plätze

Je nach Quelle ist Österreich nämlich unterschiedlich gereiht: Im Unterschied zum ESI stellt der "Global Competitive Index" des World Economic Forum Österreich auf den 13. Platz aus 133 Ländern, während das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung von 17 Ländern Österreich den 13. Platz verleiht.

Österreich investiert heuer 2,76 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Forschung. Laut Lissabon-Zielen sollen alle EU-Länder bis 2015 drei Prozent erreichen. Doch diese Quote allen Ländern aufzuerlegen sei wenig sinnvoll: "Wenn man messen will, wie innovativ ein Land ist, muss man individuelle Spezialgebiete und die Weiterentwicklung darin messen", sagt Schibany.

Österreich habe von 1995 bis 2008 einen "eindrücklichen Aufholprozess hingelegt, mit einem fundamentalen Strukturwandel zu einer forschungsintensiven Wirtschaft. Ein naiver Ländervergleich, der diese Besonderheiten nicht berücksichtigt, verstellt den Blick mehr als er zu enthüllen vermag."