Unwetterschäden nehmen zu. Versicherer wollen dennoch nicht die Prämien, dafür aber den Durchversicherungsgrad erhöhen.
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Wien. Taubeneigroße Hagelkörner, orkanartige Stürme, Dürre und Spätfrost: Was früher als seltenes Wetterphänomen galt, ist heute aufgrund des Klimawandels fast schon regelmäßig in den Schlagzeilen. Erst im Vormonat fegte sogar ein Tornado mit Windspitzen bis zu 220 Stundenkilometern durch den Bezirk Waidhofen an der Thaya im Waldviertel und entwurzelte Bäume. Ein Unwetter im Südburgenland beschädigte 106 Dächer, in Niederösterreich wurden mehrere Dächer abgedeckt. In der Landwirtschaft summieren sich die Schäden nach dem Spätfrost im April und zahlreichen Hagelgewittern heuer bereits auf 250 Millionen Euro. Das ist mehr als im gesamten Vorjahr.
Das fordert die Versicherungen. Die Unwetterschäden nähmen tendenziell zu, so der allgemeine Tenor. Die Prämien selbst sollen allerdings nicht erhöht werden. Bei der Uniqa, der Wiener Städtischen, der Generali und der Hagelversicherung plane man nichts in diese Richtung, heißt es auf Nachfrage der "Wiener Zeitung".
Prämienzuschüssedurch Bund und Länder
Statt der Prämien soll aber die Zahl der Beitragszahler erhöht werden. Denn zumindest in der Landwirtschaft wird der Staat künftig einen Teil der Prämien übernehmen, hat der Nationalrat Mitte Juni beschlossen. Seit Ende Juni ist dieses Public-Private-Partnership-Modell in Kraft.
Im Rahmen dessen schießen Bund und Länder je 25 Prozent zu all jenen Versicherungsprämien zu, die sämtliche landwirtschaftliche Kulturen betreffen. Vor Juni gab es bereits vereinzelt Zuschüsse, zum Beispiel bei Versicherungen gegen Hagelschäden im Weinbau. Frostschäden waren wiederum nicht versichert. Die Hagelversicherung, die auch andere Elementarrisiken wie Stürme, Dürre, Hochwasser und Frost versichert, arbeite bereits an den neuen Polizzen, heißt es. Das Geld für die Prämienzuschüsse soll vonseiten des Bundes aus dem Katastrophenfonds kommen - um diesen auf lange Sicht zu entlasten. Denn ein höherer Durchversicherungsgrad soll dem Fonds weniger wetterbedingte Schadensmeldungen bringen. 2015 etwa verzeichnete dieser laut Finanzministerium Einzahlungen von 423 Millionen Euro. Diesen standen Auszahlungen von 358 Millionen Euro gegenüber.
Das Public-Private-Partnership-Modell ist in anderen Ländern schon Usus. In den USA zum Beispiel schießt der Staat 65 Prozent der Versicherungsprämie zu, in China sind es 80 Prozent. Die USA und Kanada versichern neben den Risiken durch Naturkatastrophen auch Preisschwankungen.
In Österreich seien aktuell rund 85 Prozent der Ackerflächen gegen Hagel und 60 Prozent gegen Dürre und weitere Risiken versichert, so die Hagelversicherung. Die Antwort auf die Zunahme der Großschadenereignisse könne nur ein höherer Durchversicherungsgrad sein.
Würde man die Prämien erhöhen, hätte man vermutlich den gegenteiligen Effekt.