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Wie viel Einkommen ist fair?

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft
Gehaltsexzesse in den USA werden für die Krise mitverantwortlich gemacht. Foto: reu

Gehälter nur schwer international vergleichbar. | Woran soll sich ein Bonus orientieren? | Wien. Die Höhe der Managergehälter ist seit der Wirtschaftskrise ein heißes Thema. Gelten doch Gehaltsexzesse - besonders bei Bankern - als Mitursache für die Krise. Bei der Frage, wer Gehälter festsetzen soll und wie viel eine Führungskraft fairerweise verdienen darf, scheiden sich jedoch die Geister.


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"Das Riesenproblem bei der Gehaltshöhe ist die internationale Vergleichbarkeit", so Roland Graf, Generalsekretär des Wirtschaftsforums der Führungskräfte (WdF), zur "Wiener Zeitung". "Die Gehaltsexzesse in den USA sind nicht mit den Einkommen in Kontinentaleuropa vergleichbar", sagte auch Eva Marchart, Vorstandsdirektorin der Raiffeisen Centrobank, bei einer Podiumsdiskussion der Arbeiterkammer (AK).

Ein faires Höchstgehalt sei je nach Branche unterschiedlich hoch, meint Dirk Hierschel, Chefökonom des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Für ihn ist als Obergrenze das 7- bis 15-fache des niedrigsten Einkommens in einem Betrieb vorstellbar. Brigitte Unger, Professorin an der niederländischen Utrecht School of Economics, schlägt ein Verhältnis von 1 zu 7 zwischen dem niedrigsten und dem höchsten Gehalt vor.

AK fordert Steuergrenze

Besonders im Kreuzfeuer stehen derzeit Bonuszahlungen, die auf kurzfristigen Erfolg ausgerichtet sind. "Firmen sollten sich gut überlegen, woran sich ein Bonus orientiert", sagt Unger. Nicht sinnvoll seien Bilanzkennzahlen wie die Eigenkapitalquote - "denn Manager können eine Bilanz manipulieren, um an ihren Bonus zu kommen", warnt Unger. Besser seien Ziele wie Kundenzufriedenheit, meint Graf.

Ein Dorn im Auge sind Arbeitnehmern besonders Manager, die gewaltige Boni abkassieren, während ihre Firma in Turbulenzen ist. Einige Unternehmen haben bereits reagiert und die Haltefrist der Bonus-Aktienoptionen auf drei bis fünf Jahre verlängert. "Bei Raiffeisen gibt es seit zehn Jahren ein Malussystem, das Manager auch an Verlusten beteiligt", sagt Marchart.

Um Bonuszahlungen einzudämmen, fordert die AK, dass Unternehmen Managereinkünfte ab 500.000 Euro nicht mehr als Betriebsausgabe von der Körperschaftssteuer absetzen können. AK-Wien-Direktor Werner Muhm priorisiert diese Variante gegenüber dem britischen Modell, bei dem Boni mit 50 Prozent besteuert werden. "Der Anteil der fixen Bezüge sollte wieder steigen", fordert Muhm. Bei Österreichs Managern machen Boni ein Drittel bis 60 Prozent der Bezüge aus, schätzt Graf.

"Debatte ist Ablenkung"

Um die Managergehälter transparenter zu machen, ist für Graf ein von der AK gefordertes Gesetz der falsche Weg. Für börsenotierte Unternehmen gilt in Österreich der Corporate Governance Codex. Die AK kritisiert jedoch, dass sich viele Firmen nicht an die freiwilligen Regeln halten.

In Deutschland ist hingegen im August 2009 ein Gesetz in Kraft getreten, nach dem nicht mehr ein Ausschuss, sondern der gesamte Aufsichtsrat Vorstandsvergütungen festsetzt. "Damit wird nicht mehr im Hinterkämmerchen über Gehälter abgestimmt", so Hirschel. "Die Gehälterdebatte lenkt von der eigentlichen Ursache der Krise ab", kritisiert Hirschel. Schuld an der Krise seien schwere Managementfehler, nicht Bonuszahlungen, sagte Marchart. **

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