Wenn die Regierung die Jobbörse für Asylberechtigte ankurbelt und diese die Wahl zwischen Post und Hotel haben.
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Wien. Die Menschenschlange vor dem Eingang zur Gösserhalle in der Nähe des Wiener Hauptbahnhofes, wo einst die Bierkutscher vorfuhren, reicht mehr als hundert Meter weit und setzt sich auf dem Gehsteig fort. Insgesamt mehr als 1000 Asylberechtigte, die auf der Suche nach einem Arbeitsplatz sind, haben sich bei Minusgraden und Schneetreiben hier unweit des Wiener Gürtels eingefunden, um bei der Jobbörse des Arbeitsmarktservice (AMS) direkt Kontakt zu einem Unternehmen zu finden.
30.000 Asylberechtigte sind es insgesamt in Österreich, die laut AMS eine Arbeitsstelle suchen. Es ist bereits die 23. derartige Jobbörse, die das AMS organisiert. Diese in der Gösserhalle musste innerhalb von wenigen Tagen aus dem Boden gestampft werden. An diesem Mittwoch haben sich nicht nur weit mehr als 1000 Asylberechtige angekündigt, sondern auch Teile der Bundesregierung mit Bundeskanzler Sebastian Kurz an der Spitze.
In der Nähe des Eingangs ist der Stand des Hotels Gaspinger aus Gerlos im Zillertal. Die Regierung möchte gerne Köche und Gastronomiepersonal aus Ostösterreich in die Touristenzentren in Westösterreich vermittelt. Der Andrang der Asylberechtigten auf einen Job in dem Hotel in Gerlos hält sich am Mittwochvormittag aber in Grenzen - vor allem verglichen mit den Schlangen, etwa vor den Ständen der Post oder der führenden Wiener Hotels.
Ägypterin "möchte eine Chance haben"
Hoteldirketor Wolfgang Hahnl ist aber von denen, die bei ihm vorsprechen, recht angetan: "Die da waren, waren motiviert." Aber, so ergänzt er: "Die Frage ist, wollen viele Leute weggehen von Wien?" Dabei sucht er dringend Köche, Kellner, Hausmeister oder auch Personal für die Rezeption.
Beim Stand der "Leading Hotels", bei denen Tophotels aus Wien vereinigt sind, warten zwei jüngere Frauen aus Ägypten. Jene, die schon seit acht Jahren in Österreich ist, sehr gut Deutsch spricht, aber noch keine Arbeitsstelle gefunden hat, möchte alle Möglichkeiten vor allem bei der Jobbörse, die nach Wien in die Bundesländer zuerst nach Oberösterreich und Tirol übersiedelt, nützen. "Ich möchte eine Chance", sagt die Ägypterin beinahe flehentlich. Ihre Bekannte ist seit drei Jahren in Österreich, spricht nicht so gut Deutsch, wäre gerne als Aushilfe in der Küche oder im Restaurant tätig.
Thomas Reif vom Post-Stand nebenan, ist für das Personal-Recruiting zuständig. Er kann eine ganze Palette an Berufen anbieten - vom Zusteller bis hin zum IT-Job in der Zentrale. In nicht einmal einer Stunde hat Reif mit vier weiteren Kollegen der Post bei der Jobbörse bereits rund 100 Gespräche geführt. Einige neue Bewerber warten schon. Darunter sind mehrere anerkannte Flüchtlinge aus Syiren. "Ich bin Tierarzt, aber ich weiß nicht, was ich arbeiten soll", verrät einer der Männer aus Syrien, dessen Eltern genauso wie der Bruder daheim im syrischen Bürgerkrieg geblieben sind.
"Ein spannendes Netzwerk"
Beim Stand der Landwirtschaftskammer Österreich werden neue Arbeitskräfte auch als Saisonarbeiter gesucht. Petra Gomboc, Personalleiterin von LGV-Frischgemüse, lobt ausdrücklich, dass die Arbeitsanbahnung in Form der Jobbörse "ein ganz spannendes Netzwerk" sei, eine "tolle Veranstaltung".
Für die tägliche Arbeit generell in der Landwirtschaft finden sich allerdings dennoch weniger Bewerber als etwa beim OMV-Stand. Arbeiten an der freien Luft finden nicht so großen Anklang. Dabei geht es nicht einmal um das Gurkerl-Pflücken, wo auf einer großen Pritsche links und rechts eines Erntefahrzeugs gleich mehrere Arbeiter selbst in sengender Hitze auf dem Bauch liegen, um die Gurkerl zu ernten. Selbst für Arbeiten im Weingarten bedürfe es Überredungskünste.
Der Regierung geht es nicht nur darum, dass direkt Kontakte zwischen Betrieben und Asylberechtigten geknüpft werden. Die Anwesenheit des Kanzllers, von Wirtschaftsministerin Schramböck und Sozialministerin Beate Hartinger-Klein hat auch zur Folge, dass die Dichte an hochrangigen Vorstandschefs an diesem Tag deutlich höher ist. Schramböck hat manche noch persönlich eingeladen. Kurz will auch die Werbetrommel rühren, damit weniger auf die Mindestsicherung angewiesen sind: "Unser Ziel ist es, diese Menschen von Leistungsempfängern zu Leistungserbringern zu machen".
Es ist auch ein Kontrapunkt zur Initiative von Oberösterreichs Grünen-Landesrat Rudi Anschober für Asylwerber, die mitten in der Lehre sind. Diese sollen abgeschoben werden und haben bisher mehr mediale Aufmerksamkeit erhalten als Asylberechtigte, die offiziell arbeiten dürfen.
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